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Zweite Stimme im Tegernseer Tal: Peter Posztos
Foto: 
Maria Goblirsch

Bloggers Stimme im Tegernseer Tal

Der Gmunder Peter Posztos stellte seine erfolgreiche Website vor

München, 02.02.2012

München - Im Tegernseer Tal leben rund 20.000 Menschen. Wer dort erfahren wollte, was im Lokalen abgeht, konnte das bis vor 19 Monaten fast nur in der Tegernseer Zeitung nachlesen – eine Lokalausgabe des Münchner Merkur. Von Vielfalt in der lokalen Berichterstattung keine Spur. Mit seinem Lokalblog TegernseerStimme und einem später folgenden Printmagazin sorgt Peter Posztos erfolgreich für eine „zweite Stimme“. Als Gast der Fachgruppe Online berichtete der Blogger am 1.Februar in der BJV-Geschäftsstelle von seinen Erfahrungen.

Die Tegernseer Stimme berichtet nur aus dem Tal – alles, was außerhalb der Region stattfindet, interessiert erst einmal nicht. Bis zu 2.000 Leser erreicht das Lokalblog inzwischen am Tag, bei Facebook haben sich 2.400 Fans gefunden. Über die Kommentarfunktion agiert man mit den Lesern. „Wir positionieren uns nicht als Alternative zum Merkur, sondern als zweite Stimme für das Lokale“, stellte der Blogger klar. Das Experiment, regionale Nachrichten ausschließlich online zu verbreiten, sei aufgegangen. „Ich bin kein Journalist“, die Idee der Vermarktung sei von Anfang an für ihn der entscheidende Punkt gewesen.

Aus Unzufriedenheit mit der lokalen Berichterstattung durch ein „Monopolblatt“ war die Idee entstanden, „für eine zweite Stimme zu sorgen“. Ausgebildete Journalisten recherchieren und schreiben für 40 bis 80 Euro pro Artikel (je nach Länge) – und fragen im Anschluss an ihre Recherchen auch nach, ob etwa der örtliche Geschäftsmann nicht eine Anzeige schalten will. Das Produkt wird per Ipad präsentiert, „eine Sache von zwei Minuten“.
 
Die eigentliche Akquise übernimmt dann ein Werbeteam – eine Konstellation, die durchaus für Diskussion in der Runde sorgte. „Wir brauchen Anzeigenkunden, aber das hindert uns nicht, etwas zu schreiben, das einen Geschäftsmann in ein kritisches Licht stellt“, erklärte Peter Posztos dazu. Die Authentizität stehe immer an erster Stelle, dafür habe  man auch schon Verlust eines Kunden in Kauf genommen. Langfristig sei geplant den Journalismus und die Anzeigenakquise zu trennen. Bei Werbeschaltungen lege man Wert auf langfristige Partnerschaften mit lokalen Kunden. Für die Leser soll die Werbung einen Mehrwert bieten.

Das kostenlos im Tegernseer Tal verteilte Printmagazin, mit dem man alle paar Monate Zielgruppen erreichen wollte, die nicht online sind, soll nur noch zwei Mal im Jahr erscheinen: „Da funktionierte der Transfer nicht“, sagt Posztos. Das Experiment, Vielfalt in der lokalen Berichterstattung durch ein Blog zu schaffen, ist dennoch geglückt und könnte weitere Nachahmer finden. Derzeit arbeiten rund zehn Kollegen an dem Blog mit, zweieinhalb Stellen sind in Vollzeit besetzt; immerhin 1.800 Artikel haben die Kollegen schon produziert.

Seine Erfahrungen gibt Posztos weiter. Zusammen mit dem Gründer des Heddesheimblogs, Hardy Prothmann, gründete Postzos im Oktober 2011 die Istlokal Medienservice UG, ein kostenpflichtiges Netzwerk für lokale und regionale journalistische Angebote.

Maria Goblirsch/Thomas Mrazek

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