Fachgruppe Print

Geschäftsbericht 2017/2018 Fachgruppe Print

München, 22.03.2018

Was tun Arbeitgeber, wenn sie Nachwuchssorgen haben? Sie versuchen, attraktiver für junge Leute zu werden. Indem sie bessere Gehälter anbieten. Indem sie beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle anbieten. Und indem sie die Rahmenbedingungen so gestalten, dass der Job Freude macht.

Tarifrunde 2018
Was tun Verleger, wenn sie Nachwuchssorgen haben? Sie verdeutlichen ihre Wertschätzung für ihre Mitarbeiter, indem sie in Tarifverhandlungen eine Gehaltserhöhung „anbieten“, die mit – auf´s Jahr umgerechnet – etwa ein Prozent weit unter der Inflationsrate liegt. Indem sie sagen: Eigentlich sind Redakteure bequem und unflexibel. Und indem sie sagen: Redakteure sollten froh sein, so einen tollen Job zu haben.

Willkommen in der Gehaltstarifrunde 2018. Willkommen im ewig gleichen, ewig ätzenden Ritual der Arbeitgeber: Erst einmal so gut wie nichts anbieten, erst einmal auf Zeit spielen, erst einmal die Redaktionsmitglieder auf die Barrikaden treiben. Statt besonnen zu reden über die überaus moderaten Forderungen der Gewerkschaften (4,5 Prozent Plus, 200 Euro für die Einstiegsgehälter). Gerade das würde den Beruf nämlich wieder attraktiver machen für Berufsanfänger.

Denn mithalten können Redakteure schon lange nicht mehr: Der Gehaltsentwicklung in anderen Berufen hinken wir seit mehr als zehn Jahren deutlich hinterher. Das spüren die Verlage landauf, landab: Volontäre sind gesucht, die Bewerberzahlen sinken stetig.

Wie gesagt: Andere Arbeitgeber würden in dieser Situation an ihrer Attraktivität arbeiten. Die Verleger aber legen stattdessen die alte Lamento-Schallplatte von den Kosten der Digitalisierung und den schwindenden Erlösen auf. Dabei haben die sich durchaus erholt, auf einem recht ansehnlichen Niveau. Not leidet kaum ein Verlag.

Wohin das führen wird? Beim Verfassen dieses Berichts war das noch nicht abzusehen. Nur eines ist sicher: Kampflos werden wir unsere Ziele nicht erreichen. Wir haben erfolgreich angefangen, Druck zu machen – und die unverschämte „Offerte“ des BDZV trägt ihren Teil dazu bei, dass Frust und Wut die Kolleginnen und Kollegen auf die Straße treiben. Die Fachgruppe hilft bei der Koordination und Organisation von Arbeitskampfmaßnahmen; der Vorsitzende ist Mitglied der Verhandlungskommission. Mehr zum Thema Tarifrunde finden Sie auf der BJV-Website.

Neuer Ausbildungstarifvertrag
An anderer Stelle kann man mit den Verlegern bisweilen dann sogar vernünftig reden. In Sachen Ausbildungstarifvertrag ist das gelungen. Die Regelungen für Volontariate an Tageszeitungen waren veraltet; sie wurden gemeinsam mit dem BDZV in die Neuzeit transferiert, modifiziert und modernisiert. Die Fachgruppe hat bayerischen „Input“ geliefert.

Den Medienwandel gestalten
Den gab es selbstverständlich auch in den Bundesfachausschüssen, wo es aktuell um Zukunftsfragen wie die rasante Entwicklung in Sachen Roboterjournalismus (und die sich daraus ergebenden Fragen) ebenso geht wie um handfeste handwerkliche Themen wie der Umgang mit Sozialen Medien oder die Verwendung eigener Technik („bring your own device“). Und natürlich stets um den digitalen Wandel in den Redaktionen. Print ist längst nicht tot – aber „Print pur“ ist tatsächlich eine aussterbende Spezies.

Gelebte Solidarität
Zurück zum Anfang: Unser Kainsbach-Herbstseminar für Ansprechpartner in den Verlagshäusern drehte sich 2017 um die Vorbereitung der Tarifrunden. Mit Fug und Recht darf man den BJV hier als einen der Wegbereiter für eine überproportionale Anhebung der Einstiegsgehälter bezeichnen. Die älteren Kollegen sind auf breiter Front bereit, zugunsten von Jungredakteuren etwas zurückzustecken. Das ist gelebte Solidarität!

Die junge Fachgruppe hat im ersten Jahr seit der Fusion weitgehend im Hintergrund gearbeitet – öffentliche Veranstaltungen sind geplant, ließen sich indes leider noch nicht realisieren. Nicht abgeschlossen ist der „Findungsprozess“, der beispielsweise einer soliden Datengrundlage bedarf. Hier hoffen wir nach der nun erfolgten Umstrukturierung in der Geschäftsstelle im laufenden Jahr ein gutes Stück weiterzukommen. Und auch an den Netzwerken in die Redaktionen hinein arbeiten wir.

Wolfgang Grebenhof, Vorsitzender der Fachgruppe Print

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