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Lichtinstallation bei der Landesausstellung 2017 in Coburg
Diese Lichtinstallation bietet Zitate zur Freiheit von der Antike bis zur Gegenwart
Foto: 
Michael Anger

Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Die Lutheraner als Top-Kommunikatoren

Landesausstellung in Coburg informiert auch über Massenmedien zur Reformationszeit

Coburg, 11.06.2017

Dass man mit einer Schrift 22 Auflagen erreichen kann, wenn man die Sprache der potenziellen Leser benutzt, können Journalisten von Martin Luther lernen. Aber auch viele andere interessante Informationen erhielten zwei Dutzend Kolleginnen und Kollegen, die der Einladung der BJV-Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie der Bezirksverbände Niederbayern – Oberpfalz und Franken – Nordbayern zur Ausstellung über die Reformation auf der Veste Coburg gefolgt waren.

„Ritter, Bauern, Lutheraner“ heißt die die Landesausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte auf der Burg, auf der Luther 1530 ein halbes Jahr weilte, um von dort aus den Augsburger Reichstag zu verfolgen und mit seinen Leuten in der Fuggerstadt zu kommunizieren. Nur dort war der damals Geächtete sicher, weil Coburg der südlichste Punkt Sachsens war, dessen Kurfürst Friedrich der Weise den Religionsrebellen schützte, wie Fabian Fiederer, einer der Kuratoren, erläuterte.

22 Auflagen
In seinen Briefen nach Augsburg ist Luther ziemlich deutlich. Er warnt seine Anhänger, sich nicht dauernd über den Tisch ziehen zu lassen. Dass Luther im Grunde ein Meister damals moderner Kommunikation war, wird in der Ausstellung deutlich.

Die 95 Thesen des Reformators waren im Volk kaum beachtet worden, weil sie auf lateinisch verfasst wurden. Aber die wenig später in Deutsch erschienene Schrift Luthers „Sermon von Ablass und Gnade“ wurde 22 mal aufgelegt. Überhaupt machten sich die Reformatoren die neue Chance des Massendrucks zu Nutzen. Ein Raum der Ausstellung zeigt Flugblätter, wie sie damals von allen Seiten verfasst wurden.

Ein weiteres PR-Mittel ist zu hören: das Kirchenlied. Luther schrieb selbst viele Texte, um darin seine Deutung der christlichen Lehre zu verkünden.

„Geisterschrift“
Auch die Planer der Ausstellung bauten viele Möglichkeiten der Kommunikation ein und versuchen, Infos möglichst interessant oder amüsant darzubieten.

Vor der Kulisse des Augsburger Perlachs wird in einer Hörspielszene damaliges Marktgeschehen nachgestellt. In einer Nische für Kinder wird die Erziehung bei Hofe beschrieben. Gevatter Tod reitet auf einem großen hölzernen Löwen und prügelt ihn alle Viertelstunde mit einem Knochen. In der historischen Lutherstube werden dank modernen Technik wie von Geisterhand Sentenzen des Reformators immer wieder neu an die Wand geschrieben.

Die Ausstellung, betont Fiederer, soll keine Luther-Biografie darstellen, sondern ein Panorama der Zeit bieten. So durchschreitet der Besucher drei Abteilungen: die erste, ziemlich abgedunkelt, informiert über das Leben um 1500, die zweite, wenigstens mit hellen Stellwänden, ist der Reformation gewidmet, die dritte, blutrot, beleuchtet die religiösen Konflikte nach 1530. Ein bisschen problematisch für Bildjournalisten.

Luther-Reliquien
Jeder „PR-Mensch“ beherzigt die Regel, dass man sowohl Höhepunkte als auch unbekannt Geltendes bieten muss. In Coburg sind unter anderem besonders wertvolle Leihgaben des Pariser Louvre, aus Wiener Museen und Holzschnitte von Albrecht Dürer zu sehen.

Viele Anregungen für die Kollegen Öffentlichkeitsarbeiter, die allerdings für ihre Projekte nie die Zeit zur Verfügung haben, die der Vorbereitung der Coburger Ausstellung gewidmet wurde: drei Jahre.

Michael Anger

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