Das Gebaren der SWMH richtet beim Nordbayerischen Kurier großen Schaden an
Foto: Eric Waha, www.ericwaha.de

BJV-Geschäftsstelle

Nordbayerischer Kurier: Vergiftete Atmosphäre

Bislang keine Einigung über Sozialplan – 43 Kündigungen

München, 31.03.2017

+++ Aktualisierung, 06.04.2017: „Keine Einigung über Sozialplan”, meldet der Bayerische Rundfunk am Dienstag. Die Sozialplanverhandlungen beim Nordbayerischen Kurier sind ohne Einigung zu Ende gegangen. Geschäftsführung und Betriebsrat haben sich zum ersten Mal vor der Einigungsstelle des Arbeitsgerichts Bamberg getroffen. Fünf Stunden habe der Termin im Verlagsgebäude der Bayreuther Tageszeitung gedauert. Ein Vertreter des Arbeitsgerichts hat als „Schlichter“ zwischen den Parteien fungiert und selbst Vorschläge gemacht. Der Betriebsrat fordert nach wie vor eine Abfindung mit einem Grundbetrag von 10.000 Euro und dem Abfindungsfaktor 2,0 pro Beschäftigungsjahr. Das Angebot der Geschäftsführung liege deutlich darunter und sei zu niedrig, kritisierte Betriebsrat Gunter Becker. 43 Kolleginnen und Kollegen wurde inzwischen gekündigt. Die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung gehen am 24. April 2017 weiter.

Die Verhandlungen zu einem Sozialplan beim Nordbayerischen Kurier in Bayreuth sind geplatzt. Es gebe keine Basis mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung, teilte Betriebsratsvorsitzender Gunter Becker am Montag (27. März 2017) mit.

Hintergrund ist ein öffentlicher Brief von Kurier-Geschäftsführer Bodo Kurz an die Leser in der Wochenendausgabe der Zeitung (siehe Foto von der Facebook-Seite der Kurier-Leser). Darin wirft Kurz dem Betriebsrat unter anderem vor, die Sozialplanverhandlungen zu verzögern, berichtete der Bayerische Rundfunk.

Ausführlich äußert sich der Betriebsrat auf seiner Facebook-Seite „Zeitungshelden“ dazu: „Erwiderung des Betriebsrates auf die Stellungnahme von Geschäftsführer Bodo Kurz in der NK-Wochenendausgabe 25./26. März". In der Stellungnahme macht der Betriebsrat deutlich, wie unfair die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) in diesen Verhandlungen agiere und welcher immense Schaden dadurch bereits jetzt für die Zeitung entstanden sei. Eine in der Zeitung publizierte Richtigstellung lehnte die Geschäftsführung ab.

Verhandlung vor dem Arbeitsgericht
„Schaden, der hätte vermieden werden können, wenn die SWMH und GF Kurz von Beginn an Verhandlungen mit den Gewerkschaften über einen Sozialtarifvertrag zugestimmt hätten. Erst 758 Unterschriften von Kolleginnen und Kollegen in anderen Häusern der SWMH, die damit der NK-Belegschaft ihre Solidarität bewiesen haben, haben an der Konzernspitze ein Umdenken erzwungen“, schreibt der Betriebsrat.

Indes habe Kurz' Artikel in der Wochenendausgabe „die Verhandlungsatmosphäre vergiftet“. Der Betriebsrat verhandle mit Geschäftsführer Kurz nur noch im Beisein eines Mediators. Dies ist am 4. April der Fall, wenn die Einigungsstelle beim Arbeitsgericht zusammentritt. Ab dem 12. April beginnen in Nürnberg Verhandlungen zu einem Sozialtarifvertrag zwischen der SWMH und BJV sowie ver.di.

Zuspruch für Kurier-Kollegen – scharfe Kritik an SWMH
Neben der Solidarität von 758 des SWMH-Mitarbeitern gibt es für die Kolleginnen und Kollegen der Bayreuther Zeitung auch großen Zuspruch von außerhalb. Leser gründeten vor einigen Wochen die Facebook-Seite „Kurier-Abonnenten haben ein Recht auf vernünftige regionale Nachrichten“.

Der Bayreuther Stadtrat appellierte am Mittwoch an die Geschäftsleitung des Kuriers, dafür zu sorgen, dass der Zeitungsstandort Bayreuth erhalten bleibt und für die Mitarbeiter ein fairer Sozialtarif und Sozialplan erstellt wird. Das ist der Wortlaut einer Resolution, die der Stadtrat am Mittwoch verabschiedet hat, berichtet Radio Plassenburg.

Für die Stadtväter sei durch die Streiks in den letzten Wochen ein deutlicher Qualitätsverlust spürbar. Nach Informationen des Radiosenders hatten teilweise andere Abteilungen des Zeitungshauses den Druck erledigt, teilweise gab es gleiche Zeitungsberichte drei Mal hintereinander.

Der Stadtrat fürchtet nicht nur um 40 Arbeitsplätze beim Kurier, die wegrationalisiert werden sollen, sondern auch, dass Bayreuth nur noch eine Außenstelle der Frankenpost in Hof wird, weil beide Zeitungen der SWMH gehören.

Der Bayreuther Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein (SPD) kritisierte in einer Pressemitteilung die SWMH scharf, sie setze die Zukunft des Nordbayerischen Kuriers aufs Spiel. In den vergangenen Wochen setzte die Geschäftsleitung vor allem auf freie Mitarbeiter und Praktikanten, während die reguläre Belegschaft zum größten Teil gestreikt hatte. Das wirke sich sehr deutlich auf Umfang, Layout und Qualität der Berichterstattung aus.

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