Nazi-Angriff auf Journalisten: Prozess gestartet – ZAPP vom 15.09.2021 (Dauer: 13 Minuten)
Foto: Screenshot von NDR.de, tm

BJV-Pressemitteilung

Naziangriff auf Journalisten: der späte Prozess

BJV-Wettbewerb zum Tag der Pressefreiheit 2022. Die Sieger.

München, 25.05.2022

Er wäre froh, müsste er das Thema Pressefreiheit nicht mehr ansprechen, sagte BJV-Vorsitzender Michael Busch bei der Preisverleihung zum BJV-Wettbewerb zum Tag der Pressefreiheit. Am 25. Mai 2022 wurde zum achten Mal der BJV-Preis zum Tag der Pressefreiheit verliehen.

Hier finden Sie einige Impressionen zur Preisverleihung im Münchner Presseclub. Die Pressemitteilung können Sie hier als PDF runterladen, außerdem gibt es eine Aufzeichnung der Preisverleihung auf der Youtube-Seite des Presseclubs München (Dauer ca. eine Stunde). Im Anschluss an die Preisverleihung veranstalteten der BJV und der Presseclub München die Podiumsdiskussion „Reporter als Zielscheibe – Journalismus und Krieg“ (dort erfolgte auch eine Video-Aufzeichnung).

Erster Preis für Julian Feldmann, NDR/Zapp

Eine Jury des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) hat den TV-Beitrag „Naziangriff auf Journalisten: Prozess gestartet“ des Norddeutschen Rundfunks und des Autoren Julian Feldmann (@jgfeldmann) mit dem ersten Preis des bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerbs zum Tag der Pressefreiheit 2022 ausgezeichnet.

Im April 2018 machten Neonazis in Thüringen Jagd auf Journalisten, die vor dem Haus eines NPD-Politikers fotografierten und recherchierten. Bewaffnet mit Schraubenschlüssel und Messer verletzten sie zwei Journalisten schwer. Julian Feldmann begleitete eines der Opfer unter anderem beim Prozessbeginn in Mühlhausen und stellt kritische Fragen. Etwa danach, warum die Justiz so viel Zeit bis zum Prozessbeginn im September 2019 verstreichen ließ und warum Journalist*innen so wenig vor rechtsextremistischen Angriffen geschützt werden.

Der Bericht für das NDR-Medienmagazin ZAPP vom 15. September 2021 verdeutlicht, wie riskant die Arbeit solcher Dokumentations-Journalist*innen ist und wie mangelhaft sich dabei mitunter die Unterstützung durch den Rechtsstaat gestaltet. Der Autor aus Hamburg, der bereits seit einigen Jahren über die rechtsextreme Szene berichtet, ist selbst schon ins Fadenkreuz der Szene geraten. Für seine Reportage erhält Julian Feldmann ein Preisgeld von 1000 Euro.

Zweiter Preis für Frankfurter Rundschau-Autorin Zsaklin Diana Macumba                                        

Seit zwölf Jahren regiert Viktor Orbán Ungarn. In dieser Zeit hat er etliche Umstrukturierungen im Land vorgenommen und die Pressefreiheit eingeschränkt. In ihrer in der Wochenendausgabe der Frankfurter Rundschau vom 2. April 2022 erschienenen Reportage berichtet Zsaklin Diana Macumba (@JackieMacumba) darüber, wie die Bewegung „Nyomtass te is!“ – „Druck es selbst!“ gegen die übermächtige Staatspropaganda vor der Parlamentswahl im April ankämpfte.

Diese Gruppe aus Freiwilligen druckt seit vier Jahren eine kleine Zeitung, bestehend aus unabhängigen Nachrichten, und verteilt sie jeden Samstag in 2000 ungarischen Dörfern. Für ihre Reportage „Mit Druck gegen Orbán“ (Online-Titel: Wahl in Ungarn: Zeitung stellt sich gegen Orbáns rechte Propaganda) hat der BJV die freie Journalistin, die selbst einen ungarischen Background besitzt, mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Das Preisgeld beträgt 750 Euro. Zsaklin Diana Macumba ist Stipendiatin der Karl-Gerold-Stiftung.

Dritter Preis geht an den BR-Journalisten Ralph Gladitz

Den dritten Platz vergab der BJV an den Autor und Filmemacher Ralph Gladitz aus München für seine am 11. Juli 2021 im Magazin „Euroblick“ des Bayerischen Rundfunk gesendete Reportage „Im Visier: Frauen an vorderster Front gegen Lukaschenko“. Der Autor hat dafür die 34-jährige belarussische Journalistin und Fotografin Tanya Tkachova mit der Kamera begleitet. Sie fand im März 2021 mit Hilfe des Vereins Journalisten helfen Journalisten und der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte über ein Stipendium Zuflucht in Hamburg.

Tkachova, die eng mit anderen belarussischen Journalist*innen vernetzt ist, hat unter Lebensgefahr die brutale Unterdrückung freier Meinungsäußerungen und die Proteste für Meinungs- und Pressefreiheit in Belarus dokumentiert. Für eine ihre Arbeiten ist sie mit dem World Press Award ausgezeichnet worden.

Gladitz' Kurzporträt einer Journalistin im Exil sensibilisiert die Zuschauerinnen und Zuschauer für die schwierige Lage der Protagonistin und der Pressefreiheit in ihrer Heimat. Der BR-Autor erhält ein Preisgeld von 500 Euro.

Sonderpreis „Junger Journalismus“ für SZ-Autoren

Zum zweiten Mal hat der BJV in diesem Jahr den mit 1000 Euro dotierten Sonderpreis „Junger Journalismus“ ausgeschrieben (Sponsor ist das Versorgungswerk der Presse). Er geht an Philipp Bovermann (@PBovermann) und Anna Ernst (@An_B_E) aus München für ihre in der Süddeutschen Zeitung vom 31. Januar 2022 auf Seite 3 erschienene Reportage „Bespuckt, geschlagen, gejagt“.

Das Autorenteam begleitete die Organisation „Between the Lines“ (@btl_de), die ehrenamtlich Begleitschutz für Pressevertreter*innen stellt, sowie eine junge Lokaljournalistin. Mit ihrer Story beschreibt das SZ-Autorenteam, wie gefährlich es auch in Deutschland ist, als Journalist*in zu berichten. Philipp Bovermann und Anna Ernst zeigen, wie unzureichend die polizeilichen Schutzkonzepte vielfach sind. Aber auch, wie viel auf dem Spiel steht für eine demokratische Gesellschaft, wenn aus Angst vor Gewalt eine freie Berichterstattung nicht mehr möglich ist.

Die Preise wurden am 25. Mai 2022 im PresseClub München verliehen. Der BJV-Vorsitzende Michael Busch hob anlässlich der Preisverleihung die hohe Qualität der Wettbewerbs-Beiträge in diesem Jahr hervor. „Dieser Wettbewerb setzt mit den ausgezeichneten Arbeiten ein Zeichen für die Pressefreiheit. Eine Freiheit, die unbezahlbar ist und die in diesen Tagen mehr denn je eingeschränkt wird“. Der BJV wolle mit dem zum achten Mal bundesweit ausgeschriebenen Preis das Thema der Pressefreiheit in den Fokus der Öffentlichkeit rücken und sie für dieses wichtige Grundrecht sensibilisieren.

Podiumsdiskussion „Reporter als Zielscheibe – Journalismus und Krieg“

Im Anschluss an die Preisverleihung fand im Presseclub München die Podiumsdiskussion „Reporter als Zielscheibe – Journalismus und Krieg“ statt. Michaela Schneider berichtet auf der BJV-Website: „Wie man diese Mauer durchbricht, ist die Frage“. Auf dem BJV-Podium stellte Julia Smilga das Projekt Radio Wahrheit für Russland vor, Ukraine-Experte Till Mayer und SZ-Redakteur Christoph Koopmann erzählten von ihrer Arbeit.

Jury

In der Jury wirkten mit: BJV-Vorsitzender Michael Busch, die stellvertretende BJV-Vorsitzende Andrea Roth, Schriftführerin Anne Webert und die Vorsitzenden der Fachgruppen Bild, Thomas Geiger, sowie Online, Thomas Mrazek.

Bisherige Sieger*innen

Unter „Verwandte Artikel“ finden Sie alle Sieger*innen der vorigen Wettbewerbe von 2015 bis 2021.

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