Fließende GrenzenAusgabe 2/2018www.bjv.de / www.djv.deBayerischer Journalistentag am MainStreik: „Indiskutables Angebot“Hochschulbeauftragte im GesprächEuropas Journalisten Gäste beim BJVPressearbeit in digitalen ZeitenPressestellen A bis Z im BJVreportAb Seite 16 finden Sie die Einträge von Pressestellen aus den Bereichen Bildung/Wissenschaft (BW), Messen/Ausstellungen (MA), Finanzen (F), Versicherungen (V), Energie (E), Verkehr (VK), Unternehmen (U), Kammern (K), Verbände (VB), Soziales/Kirche (SK):AAFAG Messen und Ausstellungen (MA)AUDI (U)B/CBauindustrie Bayern/ Bayerischer Bauindustrieverband (VB)Bayerische Landesärztekammer (K)Bayerische Landeszahnärztekammer (K)Bayerischer Gemeindetag (VB)Bayerischer Jagdverband (VB)Bayerngas (E)Bayernhafen Gruppe (VK)Bayernwerk (E)bbw Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (BW) Bischöfliche Aktion Adveniat (SK)BMW Group (U)DDIEHL Diehl Stiftung (U)DRÄXLMAIER Group (U)EErdgas Schwaben (E)E-T-A Elektrotechnische Apparate (U)FFlughafen München (VK)G/HGVB Genossenschaftsverband Bayern (F)Hanns-Seidel-Stiftung (BW)I/J/KInterhyp Gruppe (F)L/MLEONI (U) LEW Lechwerke (E)LMU Ludwig-Maximilians-Universität München (BW)NN-ERGIE (E)NÜRNBERGER Versicherungsgruppe (V)NürnbergMesse (MA)O/P/ROMV Deutschland (U)Preh (U)SSparkassenverband Bayern (F)StWN Städtische Werke Nürnberg (U)Süddeutscher Verband reisender Schausteller und Handelsleute (VB)swa Stadtwerke Augsburg Holding (E)T/UThüga (E)TÜV Rheinland (U)TUM Technische Universität München (BW)VVAG Verkehrs-Aktiengesellschaft (VK)VdK Bayern Sozialverband (SK)Versicherungskammer Bayern (V)VGN Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VK)Wwbg Nürnberg Immobilien (U)Dank auch den Sonderinserenten: • AFAG Messen und Ausstellungen• Akademie der Bayerischen Presse• GVB Genossenschaftsverband Bayern• Presse-Versorgung (Versorgungswerk der Presse) Die Rubrik „Pressestellen“ im BJVreport ist ein gern genutzter „Treffpunkt“ für Kammern, Verbände, Organisationen, Dienstleister und Unternehmen aus vielen Bereichen, die regelmäßige und fundierte Pressearbeit betreiben. Nutzen Sie diese Kontaktbörse, alle zwei Monate, ein ganzes Jahr lang für nur 1350,– EUR zzgl. MwSt. Das Medienmagazin BJVreport erscheint 6 x jährlich, jeweils zur Monatsmitte im Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember • Anzeigenschluss vier Wochen vorher • Mediadaten unter www.bjv.de • Planung/Abwicklung: Mediasüd, Robert Macher, Telefon 0 91 81 / 29 99-477, Fax 0 91 81 / 29 99-479, robert.macher@mediasued.de Kontaktbörse „Pressestellen“ BJVreport 2/20183InhaltWunsch und Realität„Journalismus heißt, etwas zu drucken, von dem jemand will, dass es nicht gedruckt wird. Alles andere ist Public Relations“: Mit deutli-chen Worten beschrieb George Orwell einst die klare Grenze zwischen unabhängigem Journalismus und PR. Doch existiert sie heute tatsächlich noch – diese strikte Trennung? In unserer Titelstrecke blicken wir auf Konturen, die verschwimmen – übrigens nicht zuletzt, weil Verlage Stellen abbauen, während Presse-abteilungen aufrüsten und sich teilweise in Dienstleister für Redaktionen verwandeln (ab Seite 8). Als verpönt gilt es nach wie vor, wenn freie Journalisten, auch PR-Texte schreiben. Doch in der Realität kann der Freie heute bei sin-kenden Verlagshonoraren oft kaum darauf verzichten (Seite 11). In der Branche intensiv diskutiert ist „Content Marketing“, weil es sich gezielt journalistischer Mittel bedient, um Unternehmensbotschaften oder Produktwerbung zu verbreiten (ab Seite 12). Zwei Pressesprecher plaudern über ihren Arbeitsalltag in einem Weltkonzern und einem Ministerium (ab Seite 14). Ab Seite 8Ein „Bayxit“ oder doch lieber der BJV als serviceorientierte Firma? Zukunftsvisionen zu spinnen, und seien sie noch so verrückt, war beim Bayerischen Journalistentag explizit erwünscht. Seite 6 War es ein Rachefeldzug oder ging es um einen geplatzten Mega-Deal? Ein Geschäftsmann hat zwei Redakteure und die Süddeutsche Zeitung auf 78,5 Millionen Euro Entschädigung verklagt. Ab Seite 22Eine Stichprobe zeigt: Einsatzkräfte liefern zu oft honorarfreie Bilder an die Medien – und die Zahl der „schwarzen Schafe“ wächst. Seite 32Michaela SchneiderLeitende RedakteurinFoto: Günter SchneiderKaleidoskop 4 Medienköpfe 5 Social Media auf Papier Verband 6 Gewagte Zukunftsvisionen Mitgliederversammlung des BJV in Würzburg Titel 8 Verschwommene Konturen Wie sich Pressearbeit in digitalen Zeiten verändert11 Ohne geht’s nicht Freie Journalisten schreiben oft auch PR-Texte – weil sie müssen12 Am Anfang war der Staub Ein Blick aufs viel diskutierte Content Marketing14 Feldspieler auf allen Positionen Ein Gespräch mit dem Kommunikationschef bei PUMA SE15 Immer die Stimme seines Herren Pressesprecher des Kultusministeriums plaudert aus Nähkästchen 16 PressestellenMedienszene22 Rachefeldzug oder geplatzter Mega-Deal? Geschäftsmann verklagt SZ und zwei Redakteure24 Bußgeld für Interview in der Münchner Fußgängerzone24 Streik: „Zu drastischeren Maßnahmen bereit“25 Facebook-Neuigkeiten26 Beziehungsarbeit am Leser Kampagne der Mittelbayerischen Zeitung für PublikumsnäheVerband27 Der Frustrationsfaktor Auf ein Wort mit Michael Busch28 Aus dem Verbandsleben30 Brandheiße Fotos von der Feuerwehr Einsatzkräfte machen Pressefotografen Konkurrenz31 „Die Jungen gehen nicht blauäugig in den Beruf“ Seit Februar hat der BJV eine Hochschulbeauftragte32 „Wir müssen Hoffnung geben“ Ein Interview mit EJF-Direktorin Renate Schröder33 „I migliori Scatti“ – Pressefoto Bayern in Italien Service34 Recht Gerichtsurteile zur Verdachtsberichterstattung35 Rezensionen 36 Technik Warum der Internetbrowser sorgfältig ausgewählt werden sollte 38 TermineZur Person39 Jubilare, Impressum40 NachrufeSagen Sie mal …41 Landshut ist ein langfristiges Objekt Chefredakteur Michael Schilling spricht über den Neustart der Münchner AbendzeitungUnser Titelbild Glücklich schaut sie nicht, die Dame auf unserem Cover. Auf der Wasseroberfläche schwimmen Begriffe wie Nachricht und So-cial Media, Reportage und Content Mar ke-ting durcheinander. Mancher Mediennut-zer dürfte in digitalen Zeiten ähnlich schau-en, ist wieder einmal nicht zu erkennen, ob es sich bei einem Text um unabhängigen Journalismus oder eine ver-steckte Werbebotschaft handelt. Auf dem Auftakt-Foto zu unserer Ti-telstrecke auf Seite 8 bringt Fotografin Michaela Handrek-Rehle die Dame im Wasser zum Strahlen, indem sie die klare Trennung zwischen Journalismus und PR wiederherstellt. Die freie Fotografin aus Eichenau arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Fotografin. Ihre Karriere begann bei der Sächsischen Zeitung. Auch assistierte sie Modefotografen. Seit 2002 ist sie als Fotografin für die Nachrichtenagentur Thomson Reuters in Bayern, Baden-Württemberg, Österreich und der Schweiz unterwegs, auch arbeitet sie als Hochzeitsfotografin. In mehreren Kategorien ge-wann Handrek-Rehle beim Wettbewerb Pressefoto Bayern, belegte 2013 den ersten Platz bei der „Rückblende“.Michaela Handrek-RehleSelfie: Michaela Handrek-RehleBJVreport 2/20184Medien-SzeneLaura Schlüter (@Schlueterin) ist beim Münchner Spartenkanal Sport 1 von der Teamleiterin Social Media zur Chefin einer neuen Abteilung aufgestiegen, in der sämtliche Aktivitäten auf Facebook & Co. gebündelt sind. Schlüters „New Platforms“-Team umfasst zehn Mitarbeiter. Bis vorigen Juli arbeitete sie für Springers Bild und baute unter anderem das Web-TV-Format „Bild daily“ auf.Claudia Hagn ist seit 1. März Redaktionsleiterin der neuen Abendzeitung in Landshut (siehe „Sagen Sie mal“, S. 41 f.). Die Landshuterin begann 1998 als freie Mitarbeiterin beim Balle -Verlag. Nach einer Zwischen-station in Regensburg kehrte sie 2009 in ihre Heimatstadt zurück, wo sie unter anderem für die Landshuter Zeitung und das An-zeigenblatt Landshut aktuell als Redakteurin arbeitete. Zu Hagns AZ-Team gehören die Redakteu-re Christoph Reich, Barbara Sterr, Ingmar Schweder und Volontärin Carmen Merckenschlager.Matthias Bauer, 36, ist zum Spre-cher der Geschäftsführung von Vogel Business Media aufgestie-gen. Gemeinsam mit seinen Ge-schäftsführerkollegen Florian Fi-scher und Günter Schürger verantwortet er die Neuaufstel-lung des 1891 in Würzburg ge-gründeten Fachmedienhauses (unter anderem bike und busi-ness). Der studierte Medienma-nager kam 2012 zu Vogel.Der ADAC hat Alexander Macho-wetz, 46, zum Kommunikations-chef der kommerziellen Sparte befördert. In der Aktiengesell-schaft ADAC SE ist unter ande-rem das Geschäft mit Versiche-rungen und Publikationen gebündelt. Machowetz kam 2015 von Siemens und verantwortete bisher die externe Kommunikati-on beim ADAC e. V.Alexander von Schmettow (@schmettowa) ist die neue Stim-me der deut-schen Zei-tungsverleger. Seit April verantwortet der 42-jährige PR-Fachwirt und aus-gebildete Redakteur die verbands-interne und externe Kommuni-kation beim BDZV in Berlin. Vor seinem Wechsel sprach er für den Deutschen Sparkassen- und Giro verband und die Telekom. Bis 2007 war er Pressesprecher des Bayerischen Journalisten -Verbands in München.Anne Funk, seit Dezember als Ressortleiterin Kino und Con-tent-Marketing-Managerin bei der Nachrichtenagentur Tele-schau in München angestellt, ist jetzt auch verantwortlich für das neue Jugendangebot „Millenial -Feed“. Die studierte Medienwis-senschaftlerin sammelte zuvor Redaktionserfahrung bei Wun-der Media Production, das zu Burdas C3-Agenturgruppe ge-hört.Max Conze (@MaxConze) wird im Juni Thomas Ebe-lings Nachfol-ger bei ProSie-benSat.1. Der neue Konzernchef, 1969 in Biele-feld geboren, ist wie Pharma- Experte Ebeling branchenfremd und kommt vom Staubsau-ger-Hersteller Dyson in London. Sein Vorgänger hat den Medien-konzern im Februar verlassen. Vize-Vorstand Conrad Albert überbrückt bis zu Conzes Amts-antritt.Burkhard Weber hat es kein Jahr auf dem Chefsessel bei Sky gehal-ten. Erst im vorigen Juni hatte die langjährige Sportkraft die Leitung der neu geschaffenen Zentralredaktion übernommen, außerdem war Weber zuletzt auch Chef von Sky Sport News HD. Zum 1. März verließ er den Bezahlsender „auf eigenen Wunsch“. Senior Vice President Roman Steuer übernimmt kom-missarisch.Gerrit Kohr hat Mitte März die Leitung Pro-grammgestal-tung und On Air Promotion bei Antenne Bayern übernommen. Der 35-Jährige kommt von Antenne MV in Rostock, wo er seit 2014 Programmdirektor war. Seine Hörfunk-Karriere begann Kohr 2004 mit einem Volontariat bei Radio Hamburg. 2011 wurde er Programmchef des Augsburger Radio Fantasy.Gabriele Mühlen (@gabrielemueh-len) hat im Zuge der Neustruktu-rierung von Burdas Kochsparte nach fast sieben Jahren ihren Posten als Food-Chefin verloren. Die Multititel-Chefredakteurin-nen Gaby Höger und Anke Kroh-mer teilen sich die Verantwor-tung für die neuen Säulen „Daily“ (Meine Familie & ich) und „Lifestyle“ (Das schmeckt!). Mühlen baute zuletzt den Bur-da-Titel Mein Buffet (vorher ARD-Buffet) um.Helmut Markwort, 81, will im Herbst für die FDP in den Baye-rischen Landtag einziehen. Dafür muss der Focus-Gründer die Mo-deration des „Sonntags-Stamm-tisch“ im BR abgeben. Der ge-naue Zeitpunkt für Markworts Abschied wie die Nachfolge sind noch unklar. Senta KrasserFotos: Raimar von Wienskowski, Schmettow, Tom Birkett, Holger Martens, Marc Tirl/Sport1Seit 1968 produziert die tz täglich Nachrichten vom Münchner Boule-vard. Im Jubiläumsjahr macht das Schwesterblatt des Münchner Mer-kur selbst Schlagzeilen: Der bisherige Vize Sebastian Arbinger ist im März zum Chefredakteur befördert worden. Vorgänger Rudolf Bögel hörte nach zwölf tz-Jahren überraschend auf. Arbinger, 33, stammt aus Vilshofen. Er volontierte bei der Passauer Neuen Presse und studierte Kulturwirtschaft. 2012 wechselte er von Bild München zum Ip-pen-Verlag, wo er zuletzt auch die gemeinsame Lokalredaktion von tz und Merkur leitete. Seine Stellvertreter sind Mike Eder (Region Mün-chen) und Sportchef Florian Benedikt. Foto: Philipp GüllandBJVreport 2/20185Netz-SzeneEinfach mal innehaltenZuweilen ist es nicht unbotmä-ßig, das eigene Arbeiten kritisch zu betrachten. Unsere Netz-Sze-ne gibt’s mittlerweile seit rund eineinhalb Jahren. Wenn ich hier Links empfehle, achte ich selbst-verständlich darauf, dass die empfohlenen Angebote keine Eintagsfliegen sind oder sich frü-her oder später als solche ent-puppen könnten. Ganz vermei-den lässt sich dies naturgemäß nicht. Glashaus „fast tot“?Ein wenig aufgeschreckt hatte mich kürzlich ein Kommentar bei Übermedien (uebermedien.de) – ein Medienblog, das ich auch schon empfohlen hatte. Au-tor Frederic Servatius (@Fre-dericSrvts) schrieb dort über das Glashaus, das „Transparenzblog“ von Zeit Online, dass dieses im Dezember 2016 ambitioniert ge-startete medienethische Projekt „fast tot“ sei. Elf publizierte Bei-träge in 14 Monaten seien doch etwas wenig, 2017 erschienen ge-rade mal vier Beiträge. Dabei hatte ich doch dieses Angebot der in Berlin sitzenden Zeit-On-liner im BJVreport 1/2017 noch wärmstens empfohlen (die da-malige Netz-Szene-PDF: bjvlink.de/glashaus17). Hatte ich zu viel Vertrauen in den „Buddy“ Jo-chen Wegner (Chefredakteur von Zeit Online, @jochen) gelegt? Wegner nahm indes Servatius’ Kritik („Wer im ‚Glashaus‘ bloggt, sollte mit Beiträgen werfen“, bjvlink.de/glashaus) konstruktiv auf: „Wir geloben hiermit Besse-rung“, versprach er im Glas-haus-Blog. Ein weiterer, lesens-werter Beitrag ist bis dato erschienen: Julia Meyer (@tschin-skij), Teamleiterin Community bei Zeit Online, schrieb „Wie wir Leserkommentare moderieren“ (bjvlink.de/moderieren). Immer-de/taz-rente. Dieses heikle Thema wird auch im vorgenannten Re-port angesprochen: „Wir müssen taz-Mitarbeitende besser bezah-len.“ Ein gutes Vorhaben, aber: „Um langfristig Geld zu verdie-nen, sollten wir welches ausge-ben: Nicht nur für die Steigerung der Reichweite, sondern auch für die Entwicklung starker digitaler Produkte.“ Derzeit indes sinkt laut Studie neben der Print-Auf-lage auch die Reichweite im Netz. Innegehalten und über das eige-ne Arbeiten diskutiert haben im Frühjahr auch wieder bayerische Onliner. Zwei Tage ging es um aktuelle Trends im digitalen Journalismus beim Digital Media Camp des Medialabs Bayern (@MediaLabBayern): bjvlink.de/dmc17. Beim Münchner Blogger Market, der vom Stadtmagazin Mucbook (@mucbook) veranstal-tet wurde, kam zwar der Netz-journalismus nicht zu kurz, indes fehlt eine Dokumentation: muc-book.de/bloggermarket. Eine Nachlese zum Medieninnovati-onstag der BLM findet sich hier: bjvlink.de/innovation.hin über 400 Leser kommentier-ten dieses Thema. Auch die taz ist in der Netz-Szene einige Mal vorgekommen, bei-spielsweise empfahl ich die Ak-tion „taz zahl ich“ – weil sie den Wunsch und die Notwendigkeit, dass Leser für journalistische Online-Inhalte doch bitteschön etwas bezahlen mögen, kreativ vermittelt. Das 2011 eingeführte Modell funktioniert noch heute mehr oder weniger gut (siehe: taz.de/!p4697). Wofür ich die taz indes beson-ders schätze, ist ihre – manchmal fast schon gnadenlose – Transpa-renz. Mitte März veröffentlichten die Berliner Kollegen den „taz Report 2021“ (taz.de/report2021). Acht Mitarbeiter aus Redaktion und Verlag untersuchten auf Ini-tiative der Chefredaktion die ei-gene Zeitung genau. „Wir haben dafür Leserbefragungen herange-zogen, Erlöstabellen durchleuch-tet, eine Umfrage unter allen Mitarbeitenden der taz durchge-führt, Fokusgruppen getroffen, mit vielen einzelnen taz-Mitar-beitern gesprochen, Bran-chen-Experten und Mitgliedern der taz-Genossenschaft“, erzählt die stellvertretende Chefredak-teurin Katrin Gottschalk. Der Report ist verständlich ge-schrieben, insbesondere das Ka-pitel „Wir sind keine Zeitung mehr – Wie wir die taz im Netz neu gründen“ ist für Onliner be-sonders interessant. Als Außen-Immer geht’s um das Geld: Screenshot zur Aktion „taz zahl ich“. Screenshot: Thomas MrazekDer AutorThomas Mrazek (@tmrazek) arbeitet als freier Journalist und Dozent in München, er betreut die Netzaktivitäten des BJV; thomas-mrazek.de.Foto: Günter DistlerGezwitschertDie Klammern hinter einigen Namen sind die Twit-ter-Adressen der Kol-legen beziehungswei-se Medien. Bereits 4800 Nutzer folgen dem BJV bei Twitter: @bjvde.Der BJV ist zudem täglichfür Sie im Netz: bjv.de,facebook.com/bjvde und am Freitag bjv.de/newsletter.stehender, der ein paar Mal für die taz schrieb und die Zeitung seit 30 Jahren sporadisch als Le-ser begleitet, bin ich erstaunt, wie rückständig das Blatt letztlich im Netz ist. „Aus der Innensicht ei-nes Zeitungshauses wird relativ ungeschminkt erläutert, wie über viele Jahre hinweg die Digitalisie-rung vertrödelt wurde. Die Dar-stellung dürfte – trotz aller Ei-genarten der taz – in ähnlicher Form für andere Medienhäuser gelten“, schreibt der Berliner Journalist Lorenz Matzat (@lorz) in einer sehr konstruktiven Kri-tik: bjvlink.de/matzat.Gefordert: mehr GehaltApropos Transparenz: Es ist in unserer Branche weitgehend be-kannt, dass die taz ihren Mit-arbeitern Hungerlöhne zahlt. Ei-nige Gründer der 1978 gestarte-ten Alternativzeitung gehen jetzt in Rente. Medienjournalistin Ul-rike Simon (@ulrikesimon) be-richtete darüber in ihrer Kolum-ne bei Spiegel Daily. Ein für taz-Verhältnisse als Gutverdiener geltender Redakteur mit 1900 Euro Gehalt bekommt jetzt mo-natlich 450 Euro Rente: bjvlink.BJVreport 2/20186VerbandDas kann ja heiter werden: Ein Bayxit ver-schafft dem BJV auf einen Schlag 700.000 Euro freie Mittel. Gut ein Drittel seines ge-samten Etats. Geld für zehn Stellen! Was für eine Mitgliederbetreuung wäre möglich und welche Lobbyarbeit! Kaum hat Michael Busch, der BJV-Vorsitzende, die verlockende Vision verkündet, reißt er seine Zuhörer im Congress Centrum Würzburg schon wieder aus den Träumen. Diese Zukunft strebe der BJV nicht an. Auch nicht die Umwandlung zu einer serviceorientierten Firma, in der ein Hauptgeschäftsführer den Weg und die Struktur bestimmt. Jede ideologische Diskus-sion fiele weg, preist BJV-Schriftführer Ralph Bauer die Vorzüge des Modells. Aber halt auch jeder Gedanke an eine solidarische Ge-meinschaft.Bühne frei für gewagte Zukunftsvisionen hieß es beim Bayerischen Journalistentag am 24. März in Würzburg. Allerdings handelte es sich eher um eine Kabarettbühne, wie sich spätestens beim „Gruß-August-Modell“ von BJV-Vize Daniela Albrecht zeigte: Der DJV übernähme einheitlich alle Lobby- und Re-präsentationsaufgaben, kein Landesverband legte sich quer und führte ein Eigenleben. Oder sollten sie nurmehr als Dependancen weiterbestehen? Servicestationen für die Mit-glieder an der Leine Berlins. BJV-Vize Andrea Roth karikierte das Modell. Oder soll’s eine satte Beitragserhöhung sein – endlich bundes-einheitlich? „Qualität kostet schließlich Geld“, resümierte Schatzmeister Markus Hack.Also, wie sollen DJV und BJV künf-tig aussehen? Es begann eine Stunde des freien Brain-stormings, um die Forderung von DJV-Vize Wolfgang Gre-benhof aus Ansbach zu erfüllen: „Wir sollten aufhören, immer Strukturreförmchen zu ma-chen. Wir sollten unseren DJV von den Mit-gliedern her denken.“ Das kann heißen, in Art der Verwaltungsgemeinschaft größere Einheiten zu bilden, ohne den föderalen Auf-bau aufzugeben. Eine Bündelung der Kräfte tue not. Grebenhof wurde recht deutlich: „Wir brauchen uns nicht einzubilden, dass das bisschen Musik, das wir in München ma-chen, in Brüssel gehört wird.“Beisitzer Klaus Reindl sah die persönliche Betreuung in Gefahr. Ehrenmitglied Günter Weislogel fürchtete um die Existenz kleinerer Landesverbände. Aber es meldete sich auch Beisitzer Ulf J. Froitzheim: „Die Zersplitte-rung macht mir Sorgen.“ Carmen Kühnl und Susanne Schmidt ver-langten, die Bedürfnisse der Mitglieder zu erkunden („Ohne den BJV aufzugeben, kann man durchaus gewisse Dienste zentrali-sieren, etwa die Ausstellung des Presseaus-weises“). Zu guter Letzt meinte Ehrenmit-glied Michael Anger: „Miteinander reden kann Ängste abbauen. Es kommt zurzeit in unserem Verband viel in Gang.“Entschieden wurden in Würzburg aller-Gewagte ZukunftsvisionenDer Bayerische Journalistentag in Würzburg denkt den Verband weiterVon Alois Knoller„Ich kenne kaum eine andere Berufsgruppe, die derart selbstausbeuterisch undarbeitgeberfreundlich arbeitet.“Michael Busch, Vorsitzender des BJVWie könnten DJV und BJV künftig aussehen? Darüber sprachen die Teilnehmer des Bayerischen Journalistentags. Fotos: Stefan GregorBJVreport 2/20187Verbandne es nur richtig sein, für den eigenen Erhalt einzutreten und „undemokratische Spinner“ zu demaskieren. Medienkompetenz an Schulen: Journalisten beteiligenSeine Kompetenz einbringen möchte der BJV in ein künftiges Schulfach „Medienkom-petenz“. Bisher sei die journalistische Praxis kaum berücksichtigt und beteiligt worden. Von der neuen bayerischen Staatsregierung wünscht sich der BJV einen Mediengipfel, der Medienvielfalt und Pressefreiheit unter den Rahmenbedingungen der digitalen In-formationsgesellschaft sondiert. Mehr forma-ler Natur waren drei Satzungsänderungen, die Abläufe des Verbands auf aktuellen Stand bringen. Bei der Wahl der beiden stellvertre-tenden Vorsitzenden wird künftig ein Quo-rum von 25 Prozent der Stimmen gefordert.Auf einer Wellenlänge lag Busch mit Gast-redner Philippe Leruth, dem Präsidenten der Internationalen Journalisten-Föderation, die Pressefreiheit in Europa zu verteidigen. Es seien „skandalöse Zustände“, dass nur einer von zehn Übergriffen auf Journalisten bis hin zum Mord amtlich untersucht werde. Und dass die Türkei die Arbeit von Journalisten als Terrorunterstützung kriminalisiere. In ei-ner Resolution forderte der Journalistentag, den Schutz der Pressefreiheit zur Bedingung für den Beitritt neuer EU-Mitglieder zu ma-chen.Mehr zum Vortrag des IJF-Präsidenten Philippe Leruth unter bjvlink.de/leruth.Euro in die Rücklage geben. Allerdings seien auch manche Rechnungen ins neue Jahr ge-rutscht. Und trotz sinkender Mitglieder- und Beitragszahlen sei die Fülle der Aufgaben gleich geblieben: der Service und die Rechts-beratung, die Darstellung nach außen und das Eintreten für den Beruf, die Wettbewerbe Pressefoto und Pressefreiheit, schließlich der BJVreport, deren Kosten unterm Strich nach wie vor hoch bleiben. „Gute Qualität kostet Geld“, sagte Hack. Knapp kalkuliert auf 2,235 Millionen Euro wurde der Jahresetat be-schlossen.Zunächst sind Tarifkämpfe auszustehen. Michael Busch tadelte die Hasenfüßigkeit der Kollegen, ihre eigenen Interessen zu vertre-ten. „Ich kenne kaum eine andere Berufs-gruppe, die derart selbstausbeuterisch und arbeitgeberfreundlich arbeitet“, sagte er. „Ha-ben wir wirklich so viel Angst, dass mal alle draußen stehen und der Leser am nächsten Tag nichts mitbekommt? Wo bleibt die eigene Wertschätzung?“ Auch verbiete kein Gesetz dieser Welt, in Verlagen ohne Tarifbindung Haustarifverhandlungen aufzunehmen. Ein Antrag hielt ausdrücklich fest, dass Journalis-ten „keine Billiglöhner“ seien und die Tarif-flucht zu bekämpfen sei. Den öffentlich-recht-lichen Rundfunk bezeichnete Busch als „Garant für ein demokratisches Gebilde“. Ihm sei völlig unverständlich, dass auch in-nerhalb der Medienlandschaft das System an-gegriffen werde. Und was Angriffe der Rechtspopulisten auf die Presse angehe, kön-dings andere Dinge. Völlig überrascht wurde Wolfgang Stöckel vom Vorschlag, ihn zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen und damit atmosphärische Störungen zwischen ihm und seinem Nachfolger Michael Busch („ich ent-schuldige mich“) endgültig beizulegen. Offen gingen Schatzmeister Markus Hack und Kas-senprüfer Markus Mauritz mit Unregelmä-ßigkeiten einer fristlos entlassenen Buchhal-terin um. Eine Sonderprüfung stellte sämtliche unrechtmäßigen Barabhebungen von BJV-Konten fest. Auch über die Folge-kosten der vom Vorstand Ende März 2017 beschlossenen Trennung von der ehemaligen Geschäftsführerin wurde transparent berich-tet. In den Rechts- und Steuerberatungskos-ten in Höhe von 39.000 Euro sind sie in der Jahresabrechnung 2017 ausgewiesen, die ver-einbarte Abfindung werde sich in den Perso-nalkosten 2018 niederschlagen. Die Gründe des geschäftsführenden Vorstands für die Entpflichtung seien vom Landesvorstand ak-zeptiert worden, berichtet BJV-Chef Michael Busch. Details dürfe er jedoch nicht nennen. Der seit September 2017 eingesetzte Nachfol-ger Dennis Amour und Bettina Kühnast als stellvertretende Geschäftsführerin zeichnen sich laut Busch durch hohes Vertrauen und intensive Kommunikation mit allen Beteilig-ten aus. „Ich freue mich auf die weitere Zu-sammenarbeit.“Sparsame Haushaltsführung gelobte Schatzmeister Hack in 2018. Aufgrund von Sondereffekten konnte er 2017 fast 152.500 Netzwerken hieß es am Vorabend der Mitgliederversammlung bei einer Weinprobe im Staatlichen Hofkeller, tief im Inneren der Würzburger Residenz.Völlig überrascht wurde Wolfgang Stöckel (rechts) vom Vorschlag, ihn zum Ehrenvorsit-zenden zu ernennen. Sein Nachfolger Michael Busch gratuliert.BJVreport 2/20188TitelVerschwommene KonturenPressestellen rüsten auf, Redaktionen rüsten ab. Lassen sich Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Journalismus in digitalen Zeiten noch klar trennen?Von Michaela SchneiderBJVreport 2/20189TitelEs ist von alters her eine Hassliebe: Journalis-ten und Pressesprecher können nicht mit-, aber auch nicht ohne einander. Doch dann, mit der Digitalisierung, schien sich das sym-biotische Verhältnis zu verschieben. Manche Presseabteilung baute auf die ganz neuen Möglichkeiten eines direkten Dialogs mit der Öffentlichkeit. Und vor al-lem darauf, dass es dadurch eine Zusammenarbeit mit den kritischen, oft lästigen Journalisten nicht mehr allzu lange brauche. Neues Handwerkszeug wie Social Media, Content Marketing, die Kooperation mit Bloggern und Influencern hielt Einzug in Presseabteilungen. Vertrauen in klassische MedienDie – für Journalisten – gute Nachricht vorweg: Mitt-lerweile vergeht kaum ein Tag ohne neue Zahlen, die das Vertrauen in die klassischen Medien beschreiben. In ei-ner Studie des Instituts Ifak für die Johannes-Guten-berg-Universität Mainz gaben Ende 2017 40 Prozent der Befragten an, den Medien eher oder sogar voll und ganz zu vertrauen. 2008 waren es nur 29 Prozent. Und so set-zen nicht wenige Unternehmen und Organisationen, die Botschaften effektiv platzieren wollen, weiter auch auf klassische Medien, obwohl heute jede Menge andere Kommunikationskanäle zur Verfügung stehen. Das beob-achtet zum Beispiel Kom mu ni ka tions wis sen schaft lerin Romy Fröhlich, Professorin an der Ludwig-Maximili-ans-Universität (LMU) München. Ihr Schwerpunkt: Pub-lic Relations. Mit Zielgruppen zu plaudern und marke-tingähnliche Kundenkommunikation seien etwas anderes, als mit den Rezipienten über klassische Medien zu kommunizieren. „Letzteres hat eine ganz andere Glaubwürdigkeit“, so die Wissenschaftlerin. „Grundsätzlich hat sich an den Zielsetzungen der klas-sischen PR, Orientierung zu bieten, Glaubwürdigkeit zu stärken und Vertrauen zwischen einem Unternehmen und seinen Teilöffentlichkeiten aufzubauen, nicht viel ge-ändert“, sagt auch Sascha Ihns, Mitglied im Vorstand der BJV-Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Er ar-beitet als selbstständiger Kommunikationsmanager und unterrichtet als Dozent für PR und Social Media in Isma-ning und Köln. Allerdings seien die Aufgabenbereiche der PR durch die Digitalisierung komplexer, technisch viel-schichtiger und ihre Umsetzungen schneller geworden. Andere Dinge hätten sich heute dank verschiedener Software-Werkzeuge vereinfacht, etwa um in Echtzeit ein Abbild davon zu erhalten, wie Menschen über ein Unter-nehmen, seine Produkte oder Dienstleistungen sprechen. Man höre in den Markt hinein, nehme Anregungen von außen auf, gehe auf Kritik ein. Gleichzeitig seien PR-Ma-nager laut Ihns Geschichtenentwickler innerhalb eines Unternehmens, die darüber hinaus die Strategien der Führungskräfte übersetzen: Zum einen nach innen für die Mitarbeiter durch Medien wie Intranet, Mitarbei-ter-Apps, die klassische Werkszeitung oder direkte Ge-spräche. Zum anderen nach außen über klassische und Online-Medien, den unternehmenseigenen Newsroom oder ebenfalls im direkten Dialog. Bei der Kommunikation nach außen hat aus Ihns’ Sicht die Pressemitteilung nach wie vor ihre Daseinsbe-rechtigung. Allerdings sollten Presseabteilungen keines-falls die gleiche Pressemeldung an sämtliche Redaktionen schicken, sondern darauf achten, dass diese für verschie-dene Redaktionen zielgerichtet aufgearbeitet ist. Die Ten-denz steigt, dass bei unterbesetzten Redaktionen Journa-listen Pressemitteilungen nahezu 1:1 in Publikationen übernehmen. Eine Chance für Presseabteilungen? Ihns zweifelt daran. „Ein Journalist sollte nach wie vor kritisch hinterfragen“, sagt er. Eine Nachricht in einem als unab-hängig wahrgenommenen Medium erhöht den Wert einer Botschaft in den Augen des Publikums – und damit auch fürs Unternehmen. Gleichzeitig bereiten Unternehmen Informationen heute multimedial auf und bieten sie Zielgruppen direkt über eigene Kommunikationskanäle an: Da wird die Pres-semeldung online abgebildet und um einen Podcast mit einem Zitat des Geschäftsführers an gereichert, es gibt Bildstrecken zu einem Produkt oder Bewegtbilder zu einer Veranstaltung. „Hierfür braucht es journalistisches Handwerk. Deshalb sind viele Unternehmen interessiert daran, Journalisten einzustellen, weil sie sich selbst als eige nes Medium verstehen“, sagt Ihns. Eine, die die Seiten inzwischen schon zweimal ge-wechselt hat, ist Bettina Bäumlisberger. Sie volontierte beim Münchner Merkur, arbeitete als Politikredakteurin bei Die Welt und gehörte zu den Gründungsredakteuren des Nachrichtenmagazins Focus. 2010 holte sie der dama-lige bayerische Wirtschaftsminister der FDP, Martin Zeil, dann als Pressesprecherin ins Bayerische Wirtschaftsmi-nisterium. 2014 der Wechsel zurück in den Journalismus, als man ihr die Chefredaktion des Münchner Merkurs an-bot. Seit 1. Dezember 2017 leitet Bäumlisberger nun die Pressestelle des Caritasverbandes der Erzdiözese Mün-chen und Freising e.V. Schwer gefallen seien ihr die Wechsel nicht, die 58-Jährige beschreibt sich als einen Menschen, der gerne Neues ausprobiere. Bäumlisberger: „Skepsis nehmen“Als Politikjournalistin sei es für sie 2010 spannend ge-wesen, im Wirtschaftsministerium hinter die Kulissen zu schauen. Sie habe sich damals das Ziel gesetzt, dem Ver-waltungsapparat ein Stück weit die Skepsis vor Journalis-ten zu nehmen. Umgekehrt versuchte sie politischen Jour-nalisten zu erklären, dass politische Entscheidungen eben häufig nicht so einfach ablaufen, wie man es sich wün-schen würde. Entscheide man sich für einen Seitenwech-sel, hält Bäumlisberger es vor allem für wichtig, dass man sich mit den Themen des Unternehmens oder der Organi-sation identifizieren kann. „Sonst kann man eine Bot-schaft nicht glaubhaft kommunizieren“, sagt sie. Leichter Foto: Michaela Handrek-RehleNext >