Auch Fotografinnen haben Namen
Zwei Männer sitzen an einem Laptop-Bildschirm, auf dem Schreibtisch liegen einige Zeitungen
Ferdinand Dörfler-Farthofer (rechts) und Thomas Geiger prüften mehr als 2400 Fotovermerke in 25 bayerischen Tageszeitungen
BJV-Check: Fast jeder zweite Bildvermerk in den bayerischen Zeitungen ist falsch
In diesem Jahr nennt der BJV seine Aktion, mit der er die Richtigkeit der Bildvermerke prüft, „Fotografinnen haben Namen“. Dies geht auf eine Initiative der Hamburger Fotografin und Fotoredakteurin Christina Czybik zurück. Sie setzt sich dafür ein, dass mehr Aufträge aus Redaktionen und Agenturen an Bildjournalistinnen gehen.
„Noch immer sind Fotografinnen in der Pressebildfotografie und insbesondere in den Agenturen stark unterrepräsentiert. Das macht sich auch in der Bebilderung von Artikeln bemerkbar, wenn der einseitige Blick und manchmal auch geschlechterspezifische Klischees in der Bildsprache weitergetragen werden“, sagt sie. Es brauche mehr Vielfalt im Umgang mit fotojournalistischen Themen. Und es sei wichtig, die Namen von Fotografinnen in den Credits zu lesen, dies könne inspirieren und motivieren.
Der BJV hatte im Rahmen der vom DJV bundesweit durchgeführten Aktion in den Ausgaben vom 25. April 2402 Bilder aus 25 bayerischen Zeitungen gecheckt. In einer Stichprobe wurde dabei auch gezählt, wie viele Fotografinnen in den Bildvermerken genannt wurden. Es waren nur rund 15 Prozent. Dass es zu wenige Fotografinnen auf dem Markt gibt, spiegelt sich auch in der BJV-Fachgruppe Bild wider: Nur 17,2 Prozent der Mitglieder dort sind weiblich.
„Ziemliche Männerdomäne“
Vielleicht liegt es an den harten Arbeitsbedingungen in einer „ziemlichen Männerdomäne“, die Agenturfotografin Michaela Handrek-Rehle aus Olching im BJVreport 5/2017 schilderte, mit langen Fahrtstrecken von teils über 50.000 Kilometern im Jahr, einer schweren Fotoausrüstung und der permanenten körperlichen Belastung.
Dabei ist der „weibliche Blick“ bei Auftraggebern durchaus gefragt, etwa bei Porträts. Frauen gelten als sensibler, wenn es darauf ankommt, dass sich die Menschen vor der Kamera wohlfühlen. „Grundsätzlich gilt für Fototeams dasselbe wie für alle anderen Teams: je vielfältiger, desto besser, weil dann unterschiedliche Perspektiven sichtbar werden“, sagt Main-Post-Chefredakteur Ivo Knahn. Im Fototeam der Würzburger Zeitung arbeiten aktuell vier Frauen und sieben Männer.
Knahn, der übers Fotografieren zum Journalismus kam und später mehrere Jahre Art Director der Main-Post war, hat in den letzten Jahren in der Redaktion das Bewusstsein für die Wichtigkeit korrekter Bildvermerke gestärkt.
Main-Post zum zweiten Mal an der Spitze
Das trägt Früchte, was sich auch im Ergebnis der BJV-Aktion „Fotografinnen haben Namen“ zeigt: Die Main-Post führt, wie bereits 2021, die Tabelle im Ranking 2023 an, im Vorjahr belegte sie den dritten Platz. In der Ausgabe vom 25. April 2023 trugen 55 von 65 Fotos korrekte Vermerke (85 Prozent). Im engen Abstand folgen die Landshuter Zeitung (83 Richtige von 103 Fotos; 81 Prozent, 2022: ebenfalls Rang 2) und der Vorjahressieger, die Fränkische Landeszeitung (57/71 Fotos; 80 Prozent).
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Im ausführlichen Text im BJVreport3/2023 (PDF) und in unserer Tabelle (jpg) erfahren Sie wie die anderen bayerischen Zeitungen abgeschnitten haben.
Maria Goblirsch