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Mit dem guten alten Newsletter lässt sich punkten

30.03.2021

Auf einer Übersichtsseite werden die verschiedenen Newsletter-Angebote des Falter dargestellt.

Gut ein Dutzend Newsletter bietet Falter.at

Interview zum FALTER.morgen und weitere Newsletter-Tipps

Weiterführende Informationen zum Artikel „Mit dem guten alten Newsletter lässt sich punkten“ aus dem BJVreport 2/2021, S. 5. Zum einen gibt es ein Interview mit der Verantwortlichen für den FALTER.morgen-Newsletter. Außerdem finden Sie hier weitere Newsletter-Empfehlungen und Tipps, die für den BJVreport 4/2022 aktualisiert wurden.

Falter.morgen-Newsletter: Erwartungen wurden vielfach übertroffen

E-Mail-Interview mit Ramona Metzler, Projekt Management für Innovation & Wachstum bei der Falter Verlagsgesellschaft. Metzler ist verantwortlich für den im Februar 2021 gestarteten FALTER.morgen-Newsletter.

Dürfen Sie uns die Abonnentenzahl sagen; wissen Sie mehr über die Zugriffszahlen und die Nutzungswege (Desktop oder Handy)?

Unsere Erwartungen wurden bereits zum Starttermin vielfach übertroffen! Jetzt nach einem Monat sind es schon mehr als 32.000. Das ist eine stolze Zahl für ein regionales Qualitätsmedium. Selbstverständlich haben wir sowohl PR- als auch marketingseitig im Vorfeld einige Maßnahmen getroffen, aber dass unser neues Produkt vom Markt so gut angenommen wird, hat uns ehrlich gesagt selbst etwas überrascht. Positiv natürlich! Wir merken dadurch, dass unsere Entscheidungen sowohl für das Format, für die Besetzung der Redaktion, für Inhalt und Design, für das Produkt an sich einfach richtig waren.

Auch die Öffnungsrate gibt uns recht: die erste Ausgabe hatte eine Öffnungsrate von knapp 80 Prozent. Das ist eine sagenhafte Zahl im Newsletter-Geschäft, wenn man sich normalerweise über Öffnungsraten zwischen 20 und 40 Prozent freut. Natürlich war uns klar, dass wir diese Zahl wahrscheinlich nicht halten können. Jetzt nach einem Monat ist sie täglich immer noch deutlich über 60 Prozent. Wir können also davon ausgehen, dass das so bleibt und verstehen das auch als Wertschätzung für die redaktionellen Inhalte.

Zudem wissen wir dass jede Ausgabe durchschnittlich 2,5 Mal von einer Person geöffnet wird. Auch das ist ein sehr gutes Zeugnis für das Produkt: die Leserinnen und Leser beschäftigen sich wirklich mit den Inhalten, übrigens genau 50:50 mobil und am Desktop. Wir sehen, dass der FALTER.morgen die Leserinnen und Leser durch den ganzen Tag an mehreren Endgeräten begleitet und dass viele jede Ausgabe vom Anfang bis zum Ende lesen.

Wie gut kam die Idee bislang bei den Anzeigenkunden in dieser schwierigen Zeit an?

Der Falter Verlag besteht nunmehr seit fast 44 Jahren. Das Portfolio – sowohl Print als auch digital – umfasst neben der Wochenzeitung FALTER noch zahlreiche weitere Magazine, Apps, Websites und Onlineportal sowie Bücher und Supplements. Wir kennen also den Anzeigenmarkt sehr gut. Mit dem Newsletter FALTER.morgen haben wir ein neues digitales, redaktionelles Produkt gestartet, das für die Leserinnen und Leser kostenlos sein soll und das soll auch so bleiben.

Darum konzentrieren wir uns im Anzeigenverkauf mit einem eigenen Team nur auf den Verkauf von den Werbeplätzen im FALTER.morgen. Aus unserer Erfahrung war uns klar, dass wir mit einem regionalen, täglich erscheinenden Newsletter auch regionale Kunden ansprechen müssen und dass der Verkauf eher kleinteilig passieren muss. Wir haben uns besondere Werbemöglichkeiten einfallen lassen und diese auch intern technisch umgesetzt. Seit Start verkaufen wir täglich zumindest zwei Anzeigenplätze.

In der aktuellen Phase geht es im Anzeigenverkauf einfach darum, den Weitblick für den Markt zu behalten und jene Kundinnen und Kunden zu identifizieren, die trotz – oder vielleicht gerade wegen der Pandemie nach erfolgreichen Werbemöglichkeiten suchen, bei denen sie auch das bekommen, was ihnen versprochen wird.

Wie groß ist der personelle Aufwand für dieses Angebot?

Wie bei den meisten Projekten ist auch beim FALTER.morgen der personelle Aufwand der höchste Aufwand. Eine Redakteurin und ein Redakteur arbeiten ausschließlich für das Produkt, weitere Inhalte werden von der FALTER-Redaktion täglich zugespielt. Das Sales-Team besteht aus zweieinhalb Personen und intern arbeiten sonst noch mindestens sechs weitere Personen regelmäßig an dem Produkt. Das ist der Preis, den man für ein Qualitätsmedium dieser Art bezahlen muss. Ob sich die Investition auch auf lange Sicht lohnt? Davon gehen wir im Moment jedenfalls aus.

Was gab es für Nutzerreaktionen; haben Sie schon Reaktionen bei der Konkurrenz vernommen?

Seit dem Start haben wir über 1500 E-Mails von Leserinnen und Lesern erhalten. Viele machen sich die Mühe und geben uns wohl überlegtes Feedback und bringen Verbesserungsvorschläge ein. Das ist sehr hilfreich für uns, weil es uns die Möglichkeit gibt, das Produkt genau so weiterzuentwickeln, wie es sich die Leserschaft wünscht.

Der Großteil der Reaktionen sind aber inhaltlicher bzw. redaktioneller Natur. Die Leute wollen einfach mitreden und partizipieren, weil es ihnen wichtig ist, was in ihrer Umgebung, in ihrer Stadt passiert. Die FALTER.morgen-Redaktion nimmt sich wirklich jedem Input an und geht spontan darauf ein, indem sie dann beispielsweise Leser*innenstimmen zu einem bestimmten Thema am nächsten Tag veröffentlicht oder einzelne Personen um ein Interview zu einem Thema bittet, wenn es inhaltlich als passend und wichtig erscheint. Wir sind wirklich überwältigt von dieser Bereitschaft zur Interaktion!

Wir investieren auch einiges ins Community-Management und haben noch viele Ideen im Talon [im Talon = etwas in der Hinterhand haben; Quelle: Ostarrichi-Wörterbuch, T.M.], wie wir die Lebendigkeit der Community erhalten wollen.

Die mediale Aufmerksamkeit im Vorfeld und auch noch jetzt, einen Monat nach Start, war und ist sehr wertschätzend. Andere Medien, im Print als auch im Hörfunk, haben über unser neues Produkt sehr kollegial berichtet, was wir sehr schätzen.

Dass sich im Moment ohnehin die meisten Medienhäuser an Newslettern versuchen, nehmen wir auch wahr. Jede Chefredaktion hat mittlerweile einen eigenen Newsletter, fast jedes Ressort. Und daneben noch die ganzen automatisch generierten Newsletter, die täglich versendet werden, um Userinnen und User auf die Webseiten zu bekommen.

Das, worum es uns geht, ist Originalität. Wir bauen gerade ein eigenständiges, neues Medium auf, das es in dieser Form in Wien einfach noch nicht gibt. Und da sind wir einfach die Ersten.

Ist die Idee für diesen Newsletter auch ein wenig der Pandemie geschuldet?

Überhaupt nicht. Wir haben bereits vor der Pandemie mit der Planung begonnen. Die Pandemie hat uns in unseren Vorbereitungen genauso überrascht, wie alle anderen auch. Wir haben aber schnell bemerkt, dass sie dem Produkt nichts anhaben kann und haben einfach weiter gemacht.

Der FALTER wächst im Moment digital sehr stark. Mit dem FALTER.morgen haben wir ein Produkt geschaffen, das die Inhalte der Wochenzeitung FALTER digital sehr gut ergänzt.

Hinweis [TM]: Der Falter bietet gut ein Dutzend weitere Newsletter an.

Weitere Newsletter-Empfehlungen und Tipps

 Aus unserem Umfeld

  • BJV-Newsletter: wöchentlich am Freitag; aktuelle Nachrichten aus dem BJV und der bayerischen Medienszene, Webinar-Tipps, Job-Tipps und Termine; mit Archiv.

 

  • ABP-Newsletter: Angebot der Akademie der Bayerischen Presse (ABP), zweiwöchentlich; interessante Editorials, Seminarangebote und Job-Tipps.

 

  • DJV-Newsletter:
    DJV-news: wöchentlich am Freitag; aktuelle Nachrichten aus dem DJV und der deutschen Medienszene.
    Bildungsnewsletter: monatliche Informationen über Bildungsangebote für Journalist*innen.
    IQ-Rundmail: mehrmals jährlich; Informationen zu Aktivitäten und Initiativen, die das Ziel haben, Journalismus noch attraktiver, informativer und glaubwürdiger zu gestalten, herausgegeben von der Initiative Qualität im Journalismus (IQ).

 

Andere Organisationen

  • Correctiv: Ein Dutzend Newsletter bietet das gemeinnützige Recherchezentrum, ob das tägliche Hervorheben von bemerkenswerten Recherchen und Faktenchecks oder spezielle Angebote wie zu Bürgerrechten und Pressefreiheit oder zur Medienkompetenz.

 

  • Netzwerk Recherche: Dieser Newsletter erscheint monatlich, es gibt auch ein Archiv. „Seit 2003 informiert der Newsletter von Netzwerk Recherche über alles, was mit journalistischer Recherche zu tun hat: Seminare und Tagungen, Stipendien, Recherchetechniken und -werkzeuge, Datensicherheit und Informantenschutz, Presse- und Informationsfreiheit. Der Newsletter richtet sich vor allem an Journalisten, Studierende, Volontäre, Stiftungen, Verlage, Verbände, NGOs und andere Rechercheinteressierte.“

Artikel über den aktuellen Newsletter-Boom

  • Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 28.03.2021, Harald Staun (@HaraldStaun): Briefe an die Leser – In Amerika machen prominente Journalisten mit E-Mail-Newsletters spektakuläre Umsätze. Kann der Direktverkauf an Abonnenten auch in Deutschland funktionieren?

 

 

  • Der Freitag, 25.03.2021, Konstantin Nowotny (@konstantkarma): Zurück zur Mailingliste – Newsletter: Plattformen wie „Steady“ und „Substack“ schaffen direkt Kontakt zum Publikum. Ist das die Zukunft des Journalismus?

 

  • Deutschlandfunk/@mediasres, 24.03.2021, Michael Borgers: Plattform Steady: Geschäftsmodell Solo-Newsletter – Der Newsletter ist unter den digitalen Medien ein Urgestein und doch erfindet er sich immer wieder neu. Auch im Journalismus wird er gerne eingesetzt, beispielsweise als morgendliches News-Update. Nun setzen auch immer mehr einzelne Journalistinnen und Journalisten auf den Newsletter.
     
  • Steady Magazin*, 15.03.2021, ohne Autor: Rund 40 Publisher starten eigenen Newsletter bei Steady
    Talentierte Medienmacher:innen gehen mit redaktionellen Newslettern bei Steady an den Start. Darunter Teresa Bücker, Ole Reißmann, Ninia LaGrande, Dirk von Gehlen, Hans-Martin Tillack und Nils Minkmar.
    *Steady ist auch Dienstleister für Newsletter tätig.
  • BR-Medienmagazin/BR24, 14.03.2021, Christian Orth (@Chrismedial): Creator Economy – Mit Newsletter und Podcasts Geld verdienen – In den USA haben namhafte englischsprachige Journalisten ihre Arbeitgeber verlassen, um sich mit bezahlten Newslettern selbstständig zu machen – und das mitten in der Corona-Krise. Der Trend der „Creator Economy“ kommt im deutschen Journalismus an.

 

  • Media Lab Bayern, 01.02.2021: Thierry Backes (@thbackes): 2021 ist ein guter Zeitpunkt, ein Medienimperium zu gründen – In der Corona-Krise haben prominente Journalist:innen in den USA ihren Job gekündigt, um sich mit einem bezahlten Newsletter auf Substack selbstständig zu machen. Wie attraktiv sind die Geschäftsmodelle der creator economy für deutsche Journalist:innen?

Newsletter einzelner Journalist*innen

  • Online-Recherche-Newsletter (ORN)
    Seit Sommer 2020 gibt es den ORN von Sebastian Meineck (@SebMeineck): Bis August 2022 sind 27 Ausgaben dieses Newsletters erschienen. Meineck stellt praktische Tools, Add-ons und Datenbanken vor. Außerdem gibt es monatliche Newsletter-Interviews mit Kolleg*innen, die ihre Recherchewege zeigen, aktuell beispielsweise Aktuell erklärt Catharina Felke wie Oligarchen ihre Besitztümer verschleiern, sie recherchierte für den NDR zu diesem Thema. Auch Meinecks stets aktualisierter „Werkzeugkasten für die journalistische Online-Recherche“ ist großartig. In der kostenlosen monatlichen Ausgabe bittet Meineck dezent um freiwillige Unterstützung via Steady.

 

  • TextHacks von Anne-Kathrin Gerstlauer
    „Nie mehr mittelmäßige Texte ins Internet schreiben“, lautet Anne-Kathrin Gerstlauers (@aki_g) Ansage für ihren Newsletter; gestartet im Januar 2022 hat sie im August schon 4000 Abonnent*innen. Wow!
     
  • Martin löst aus
    „Ich helfe dir, gute Fotos zu machen, auch wenn du glaubst, dass du nicht fotografieren kannst. Jeden Montag um 8 Uhr“, sagt Martin Gommel (@martingommel). Sein Newsletter ist kostenlos, er bietet jedoch auch drei kostenpflichtige Variationen mit Zusatzinformationen an.
     
  • Arbeit und Krankheit von Daniel Drepper
    Daniel Drepper (@danieldrepper), ist stellvertretender Leiter der Recherchekooperation von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, schreibt über diesen privat von ihm betriebenen Newsletter: „Ich recherchiere seit Jahren zu Ausbeutung in der Arbeitswelt, zu Gesundheitsschutz und Berufskrankheiten. Über ‚Arbeit und Krankheit‘ verschicke ich unregelmäßig dazu passende Recherchen und Informationen. Drepper ist seit 2021 auch Vorsitzender des Netzwerk Recherche. Sein Newsletter hat im August 2022 542 Abonnent*innen.
     
  • Newsletter für innovativen Journalismus: Inno-Letter
    „Das Internet ist voll von Trends und Meinungen. Mit jedem Tab öffnet sich die nächste Diskussion. Doch wir behalten für euch den Überblick. Darum ist bei uns weniger mehr. Alle zwei Wochen diskutieren wir in unserem Inno-Letter zwei relevante Trends und/oder richtungsweisende Diskussionen der Medienbranche“, schreiben die Hamburger Journalistinnen Meena Stavesand (@meenastavesand) und Anja Kollruß, die mit ihrem Angebot White-Lab (@whitelab_de) auf der „Suche nach Lösungen“ für den Journalismus sind.
     
  • Enthüllt – der Politik-Newsletter
    Einen Überblick über die Bundespolitik-Recherchen der Woche, inklusive Tipps zum Lesen, Sehen und Hören bietet Okan Bellikli (@okbelli), der bereits in mehreren Nachrichtenredaktionen gearbeitet hat. Er „schaue jetzt immer die Medien durch, damit du das nicht musst“.

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