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Die Freien trifft Corona besonders hart

01.12.2020

BJV-Justiziar Jakob Bürner sprach unter anderem über die angekündigte „Neustarthilfe für Soloselbstständige“

BJV-Justiziar Jakob Bürner sprach unter anderem über die angekündigte „Neustarthilfe für Soloselbstständige“

BJV-Justiziar Jakob Bürner informierte bei der Fachgruppe Freie über die angekündigte „Neustarthilfe für Soloselbständige“

Für die Fachgruppe freie Journalist*innen im BJV sind digitale Treffs inzwischen Routine – und so trafen sich 24 Kolleg*innen zur inzwischen vierten FREIstunde. Der Fachgruppenvorstand nutzte den Netztreff, um im Sinne einer Jahresversammlung aufs auslaufende Jahr wie auch nach 2021 zu blicken.

Und der Videotreff bot den Teilnehmer*innen viel Nutzwert, denn BJV-Justiziar Jakob Bürner sprach über den aktuellen Stand der verschiedenen Coronahilfen. So ernüchternd seine Rückschau auf Hilfsprogramme, die zum Teil „komplett an der Realität der Soloselbstständigen vorbeigingen“, wie er sagte, so sehr lässt die in Aussicht gestellte „Überbrückungshilfe III“ hoffen. Die nämlich beinhaltet einen eigens auf Soloselbstständige zugeschnittenen Part.

Im April erster Online-Stammtisch
Vorweg blickte die Fachgruppenvorsitzende Marion Trutter zurück aufs Jahr 2020 – selbstredend ein besonderes, Corona habe viele freie Journalist*innen wirtschaftlich besonders hart getroffen. Mit entsprechend vielen Fragen wandten sie sich in den vergangenen Monaten an die BJV-Geschäftsstelle.

Die Fachgruppe Freie reagierte rasch und lud bereits im April zum ersten Online-Stammtisch ein. Was vielen Freien zudem entgegen kam: Der BJV stellte die Seminar-Angebote des Bildungs- und Sozialwerks (BSW) auf Webinare um.

Positive Resonanz auf digitale FREItage
Was aber sollte aus dem FREItag werden, dem traditionellen Workshop- und Netzwerktag der Fachgruppe Freie? Eine tolle Location war bereits gefunden. „Als Corona kam, standen wir kurz vor Vertragsabschluss“, blickt Trutter zurück. Dann stand alles wieder auf Anfang. Ein Onlinekonzept mit sieben Workshops, Rechtsberatung und Netzwerkmöglichkeit an insgesamt vier FREItagen im Oktober wurde auf den Weg gebracht.

Sie sei überrascht gewesen bei der Auswertung der Fragebögen, wie viele Teilnehmer*innen sich auch in Zukunft für eine digitale FREItags-Version aussprachen. Manch einer hätte aufgrund der langen Anreise und der Kosten an einem Vororttermin nicht teilnehmen können. 

Auch 2021 FREIstunden mit Impulsen
Und wie geht‘s weiter in 2021? Zunächst einmal bis in den April will das Fachgruppenteam einmal pro Monat zur digitalen FREIstunde mit thematischem Impuls laden. Im Januar wird die Nürnberger Multimedia-Journalistin Alexandra Haderlein ihr Projekt lokalblog-nuernberg.de vorstellen, als Kernidee stehen dahinter konstruktive Lokalnachrichten.

Die ehemalige Redakteurin der Nürnberger Nachrichten hatte sich mit Jahresbeginn selbstständig gemacht. Im Februar will Vorstandsmitglied Martin Semmler von seiner Idee zu einer Verwertungsgesellschaft für freie Journalist*innen erzählen. Die genauen Termine werden noch bekannt gegeben.

„Es musste ja trotzdem weiterlaufen“
Anne Webert, Vorsitzende des DJV-Fachausschuss Freie, blickte auf die Freienaktivitäten auf Bundesebene. Festgestellt habe man, „dass online gar nicht so sehr weh tut“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Als der DJV im November das „Jahr der Freien“ ausrief unter dem Motto „Freier Journalismus läuft“, um die Belange der Freien noch sichtbarer zu machen, waren die Entwicklungen 2020 nicht absehbar. Was tun? Das Motto wegen Corona kippen? Sitzen und jammern? „Nein, es musste ja trotzdem irgendwie laufen“, sagte Webert.

Bundesweiter virtueller Treff noch vor Weihnachten
Zu „Corona und die Freien“ im März gingen sage und schreibe 500 Anmeldungen zum ersten virtuellen „Come together“ ein. Und gelaufen wurde trotz Corona von Minsk bis Magdeburg, virtuell waren dabei nur die Teams. Der Lauf soll noch ausgeweitet werden, verriet Webert in der Vorausschau.

Und noch vor Weihnachten will der DJV-Fachausschuss Freie aus ganz Deutschland zu einem virtuellen Treffen laden. „Wir können das Virus nicht wegschaffen. Wir können der Politik immer wieder auf die Füße treten. Das schaffen wir nur solidarisch, das schaffen wir nur gemeinsam“, motivierte Webert zum Engagement im Verband.

Vorstandsmitglied Johannes Michel erklärte, wie die BJV-Fachgruppe Freie mit modernen Tools zusammenarbeitet und betonte: Auch wer sich für ein bestimmtes Projekt interessiere und zum Beispiel bei der Vorbereitung des FREItags 2021 mitarbeiten wolle, sei jederzeit eingeladen – auch ohne gewähltes Vorstandsmitglied zu sein.

Pferdefuß: Geld gab`s nur für Betriebsausgaben
Doch wie steht es nun um die staatlichen Finanzspritzen in Coronazeiten? BJV-Justiziar Jakob Bürner blickte noch einmal zurück auf die verschiedenen frühen Hilfsprogramme: die bayerische Soforthilfe Corona, die Künstlerhilfe Bayern und die Überbrückungshilfen I und II. Der Pferdefuß bei Soforthilfe wie den Überbrückungshilfen: Gelder gab es nur, um Betriebsausgaben zu decken – und so kam der Antrag für kaum einen freien Journalisten oder eine freie Journalistin in Frage.

Private Ausgaben wie Krankenversicherungs-Beiträge, Miete und allgemeine Lebenshaltungskosten durften damit nicht ausgeglichen werden. Doch wovon diese bezahlen, wenn fast 100 Prozent der Einnahmen einbrechen? „Ein bisschen besser geklappt“ habe die Künstlerhilfe Bayern, sagte Bürner. Um bis zum 30. September drei Mal 1000 Euro zu beantragen, konnten auch Kosten der privaten Lebensführung geltend gemacht werden.

Bei den aktuellen November- und Dezemberhilfen rutschen freie Journalist*innen indes erneut unten durch, denn die Hilfen richten sich nur an Unternehmen, die direkt von der Schließverordnung betroffen sind. „Journalist*innen schreiben zwar über, aber nicht für diese Unternehmen“, erwähnte Bürner.

Neustarthilfe: Lichtschimmer für Soloselbstständige
In Aussicht gestellt hat die Regierung inzwischen die Überbrückungshilfe III, die einen eigenen Part zur Soloselbstständigkeit beinhaltet – die sogenannte „Neustarthilfe für Soloselbstständige“. Sie richtet sich explizit an Soloselbstständige, die sonst keine Fixkosten geltend machen können, aber hohe Umsatzeinbrüche erleben. Gestellt werden kann der Antrag ohne Rechtsanwalt oder Steuerberater. Laufzeit: Januar bis Juni 2021.

Gezahlt werden soll eine einmalige Pauschale von bis zu 5000 Euro als eine Art Vorschuss. Die zu beantragende Höhe hängt vom Einkommen im Referenzzeitraum 2019 ab. Bis Jahresende 2021 ist dann zu ermitteln, wie hoch die tatsächlichen Umsätze im ersten Halbjahr waren, daraus berechnet sich die Höhe der Rückzahlung.

Corona-Grundsicherung als Strohhalm
Und auf noch eines verwies Justiziar Bürner: Monetär kann sich auch die Corona-Grundsicherung lohnen. Im Vergleich zur regulären Grundsicherung wurde die Antragstellung deutlich vereinfacht und unter anderem können Mietkosten in voller Höhe angesetzt werden. „Einige haben’s beantragt und bekommen seit Monaten pro Monat mehr als 1000 Euro“, berichtete der Jurist. Corona-Grundsicherung sei nicht das Allheilmittel, aber vielleicht eine Möglichkeit, um über eine schwere Zeit rüberzukommen. Bürner abschließend: „Ich kann verstehen, wenn jemand sagt: Ich bin nicht Hartz IV. Aber wenn ich in Not bin, muss ich diesen Strohhalm vielleicht ergreifen.“

Michaela Schneider

Weitere Informationen zum Thema Journalist*innen und die Corona-Krise finden Sie auf der BJV-Website unter bjv.de/corona.

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