FREItage, FREIstunden – und ein neuer Freien-Vorstand
Abbilung der Vorstandsmitglieder der BJV-Fachgruppe Freie
Frisch und digital gewählt: das neue Vorstandsteam der Fachgruppe freie Journalistinnen und Journalisten im BJV. Im Bild: Obere Reihe, von links Anne Webert, Johannes Michel und Martin Semmler; untere Reihe Wolfgang Goede und Gesine Jordan
Johannes Michel übernimmt Vorsitz der Fachgruppe freie Journalist*innen im BJV
Die Fachgruppe freie Journalistinnen und Journalisten im BJV hat mit Johannes Michel, 39 Jahre, einen neuen Vorsitzenden. Marion Trutter, die die Fachgruppe zwei Jahre lang geleitet hatte, kandidierte nach acht Jahren Fachgruppen-Engagement nicht mehr. Sie scheide wegen anstehender persönlicher Veränderungen aus dem Vorstandsteam aus, sagte die Reise- und Food-Journalistin aus München.
Mit Anne Webert auch auf Bundesebene gut vertreten
Vor den Wahlen bilanzierte Trutter zunächst die vergangenen zwei Jahre. Die Fachgruppe Freie sei in den BJV-Landesvorstandsitzungen vertreten und zudem mit Anne Webert, freie Journalistin aus Dießen am Ammersee, auf Bundesebene beim DJV. Webert (57 Jahre) Schriftführerin im BJV-Landesvorstand, sie leitet auch den Bundesfachausschuss Freie des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) und will beim DJV-Verbandstag (7. bis 9.11. in Bochum) für den Posten der stellvertretenden Vorsitzenden im DJV kandidieren.
Trutter: FREItag seit 22 Jahren ein Flaggschiff
Die Fachgruppe Freie treffe sich das Jahr über digital alle paar Wochen. Während der Vorbereitungen auf die FREItage auch häufiger. Den Workshop- und Netzwerktag als das Fachgruppen-Flaggschiff gibt es seit inzwischen 22 Jahren, bis vor Corona fand er an einem Freitag im Herbst als Präsenzveranstaltung statt. Pandemiebedingt hatte die Fachgruppe Freie das Konzept umgestellt und stattdessen an vier Freitagen im Oktober jeweils zwei Online-Workshops mit anschließendem digitalen Netzwerktreff organisiert.
Digitale FREIstunden mit Mehrwert
Gleich zu Beginn von Corona hatten „Die Freien“ außerdem lokale Freien-Stammtische in einen monatlichen Online-Stammtisch, die FREIStunde“, umgemünzt und jeweils um einen Vortrag mit Nutzwert kombiniert. Meist entstammten die Referent*innen den eigenen Freienreihen, zum Beispiel machte Medizinjournalistin Carola Göring Mut zum Einstieg in Gesundheitsthemen; bei einer FREIstunde schaltete sich gar BJV-Mitglied Judith Raupp aus Ostafrika zu und erzählte von ihrer Arbeit sowie „Medien im Kongo – Zwischen Angst und Versagen“. „Die Online-Stammtische sind eine ganz wertvolle Sache, ich hoffe dass sie beibehalten werden“, wandte sich Trutter an ihr Fachgruppen-Nachfolgeteam.
Eingesprungen als „Ersatzfeuerwehr“
Der alte Vorstand wurde mit 17 Ja-Stimmen und fünf Enthaltungen entlastet. Die folgende Wahl leitete so spontan wie kompetent Tobias Weidemann, freier Journalist und Berater für Kommunikations- und Content-Themen. BJV-Vorsitzender Michael Busch war kurzfristig zum Feuerwehreinsatz ausgerückt, Weidemann nahm es gelassen: „Dann springe ich eben als Ersatzfeuerwehr ein.“ Gewählt wurden dann bei 21 Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen: Johannes Michel auf den Vorsitz sowie auf die Stellvertreterposten Martin Semmler, Anne Webert und als „die Neuen“ im Team Wolfgang Goede und Gesine Jordan.
Michel: „Und das macht richtig viel Spaß“
Der 39-jährige Johannes Michel, studierter Germanist und Politologe, lebt mit Frau und Kind im oberfränkischen Zapfendorf. 2011 gründete er im Landkreis Bamberg die Onlinezeitung Nachrichten am Ort. Neben dem Lokaljournalismus beschäftigt er sich vor allem auch mit Technikthemen. Er arbeitet im engen Team des BJVreport mit. Im Vorstand der Fachgruppe freie Journalistinnen und Journalisten ist Michel seit fünf Jahren. „Und das macht richtig viel Spaß“, sagte Michel; vor allem auch durch die Arbeit mit Microsoft Teams sei die Fachgruppe sehr modern aufgestellt.
Semmler: „Möglichkeit, Solidarität zu erfahren“
Martin Semmler, 59 Jahre, engagiert sich seit neun Jahren im Fachgruppen-Vorstand. Seit 2008 ist er freier Chefredakteur zweier kostenlos in Niederbayern verteilter lokaler Monatsmagazine, außerdem erledigt er redaktionelle und PR-Aufträge. Ihm sei es sehr wichtig, sich für den Verband einzusetzen. Dies sei die einzige Möglichkeit für Freie, die sonst als Einzelkämpfer unterwegs sind, Solidarität zu erfahren.
Goede: Mal in München, mal in Kolumbien
Auch Wolfgang Goede, Jahrgang 1951, kannten einige der wahlberechtigten Freien bereits, denn der freie Wissenschaftsjournalist hatte voriges Jahr bei den FREItagen über „Neue Online-Geschäftsideen für Freie“ gesprochen. Der studierte Politologe und Kommunikationswissenschaftler ist Mitbegründer und ehemaliger Sekretär der World Federation of Science Journalists. Inzwischen lebt und arbeitet er teilweise in Kolumbien, teilweise in München. Neben dem reinen Journalismus arbeitet er unter anderem auch als Dozent für Kommunikationstechniken, als Moderator und schreibt Science Fiction.
Jordan: Einsatz für die die Selfpublisher
Gesine Jordan, 55 Jahre, und aus München kommt eigentlich aus dem Fernsehjournalismus, arbeitete anschließend aber 18 Jahre lang für die Welt-Gruppe als Kolumnistin. Als Videografin erstellt sie heute freiberuflich Filme für Social Media. Von Sommer 2016 bis Sommer 2020 betrieb sie den eigenen Promi-Vlog vipsinthecity. Sie selbst sei für sich auf der Suche, sagt die 55-Jährige. Sei sie Journalistin, sei sie Content-Creator? Im BJV wolle sie sich vor allem für die Kolleginnen und Kollegen einsetzen, die als Selfpublisher arbeiten und „Geschichten erzählen wollen auf ihre eigene Art“.
Michaela Schneider