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Bodenständiges ausm Woid

13.04.2022

Blick auf einen da Hog'n-Artikel in der Serie „I mog wos wean“

Blick auf einen da Hog'n-Artikel in der Serie „I mog wos wean“

Das lokale Online-Magazin da Hog'n hat sich nach zehn Jahren etabliert

Just heute erschien in der Zeit ein zweiseitiger Artikel „Sie geben nicht auf – Wenn Lokalzeitungen sterben und kein Reporter mehr kommt“ [€]. Gar so arg ist es in Bayern noch nicht. Trotzdem ist man als Journalist über jede Erfolgsgeschichte froh. Auch wenn es sich nur um ein kleines Medium dreht.

Die Fachgruppe Freie präsentiert daher in einer losen Reihe Online- und Print-Projekte, die sich unabhängig von großen Verlagen in der Region etablieren konnten. Nach dem Regionalmagazin INNside und der Zeitschrift MUH war nun da Hog’n – „Onlinemagazin ausm Woid“ an der Reihe.

Tradition in die Moderne transformiert
Dessen Mitgründer, Stephan Hörhammer, diskutierte mit zwölf Kolleg*innen bei einer Zoom-Runde über sein Projekt. Zunächst galt es zu klären, was es mit dem Namen auf sich hat: „Ein Hog'n ist ein Holzrohr mit Schlitz für Nachrichtenzettel, der im Bayerischen Wald einst von Haus zu Haus wanderte, um die Bewohner zu informieren“, erklärte Hörhammer. „Wir haben uns überlegt, das in’s Digitale zu transformieren“. Diese Idee realisierten Hörhammer und eine ehemalige Mitschülerin 2012.

Im Woid bekannt
Mittlerweile informiert da Hog’n von Hinterschmiding-Herzogsreut aus täglich 2000 bis 2500 Besucher*innen vor allem in der Region Freyung-Grafenau und im Landkreis Regen, „Des passt für uns“, kommentiert Hörhammer diese Zahl. „Den Hog’n kennt fast jeder im Woid, der seine Nachrichten online bezieht“.

Diese Bekanntheit sorgt auch dafür, dass sich das zweiköpfige Redaktionsteam, mit dem 41-jährigen Hörhammer und dem 31-jährigen Helmut Weigerstorfer, vor allem durch Werbeanzeigen finanzieren kann. Kooperationspartner wie die „Waidlajobs“ oder die „Woid-Singles“ sorgen für weitere Einnahmen. Fünf, sechs freie Journalist*innen unterstützen das Duo.

Über eine Kooperation mit dem Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft der Universität Passau kann das Online-Magazin zudem von Studierenden produzierte YouTube-Videos anbieten. Hierbei ist die freie Mitarbeiterin und Uni-Dozentin Sabine Simon eine große Hilfe.

Die Hog’n-Macher können es sich jetzt leisten, von Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 17 Uhr zu arbeiten, somit bleibe Zeit für die Familien, betont Hörhammer, der, wenn man einen Blick auf seine Publikationsliste wirft, bestimmt um die 1000 Artikel in seinem Online-Magazin veröffentlicht haben dürfte.

Bodenständig aber nicht heimattümelnd
Doch um so weit überhaupt zu kommen, war es ein hartes Stück Arbeit, berichtete der ehemalige Redakteur der Südostbayerischen Rundschau: „Wir haben am Anfang 70, 80 Stunden in der Woche gearbeitet und es war sehr nervenaufreibend“. Für die Akquise von Anzeigen „mussten wir wahnsinnig viele Türklinken putzen“. Damals konnte er sich das leisten: „Ich war jung, ledig, kinderlos“.

Ambitionen, das Projekt noch größer werden zu lassen, habe man nicht. Man sei bodenständig, man sei ohne Fremdmittel gesund gewachsen – „wie da Woid“. Dieses „Woidler-Element“ sei wohl auch eines der Erfolgsrezepte, „der Faktor Identität ist sehr wichtig“, erklärte Hörhammer. Man pflege diese persönliche Note „ohne dabei in Heimattümelei zu verfallen“.

„Gab es für Euch Vorbilder“, wollte Moderator Martin Semmler wissen: „Ja, der Stefan Aigner, der mit seinem Regensburg Digital einige Jahre vor uns gestartet ist“, sagte Hörhammer und lobte dass Aigner auch heute noch investigativen Journalismus leiste. Ebenso gefalle ihm das intensive Engagement von Hubert Denk mit seinem gedruckten Passauer Lokalmagazin Bürgerblick: „Die Leute leben des!“

Für so zeitintensiven Journalismus, für Print-Experimente oder das Angebot von eigenen Veranstaltungen fehle den beiden Machern „einfach die Manpower“, räumte Hörhammer ein. Gespannt darf man sein, wie sie im Juni ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Bei den Kolleg*innen kam da Hog’n an diesem Abend an.

Thomas Mrazek

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