„Immer Richtung Werbekunde“
Gezeichnetes Porträtbild des Verlegers Gerd Jakobi und Coverbild der Februar-Ausgabe der INNside
Ausriss mit dem Konterfei des Herausgebers Gerd Jakobi und der Titelseite der Februar-Ausgabe der INNSide
Gerd Jakobi verlegt seit 30 Jahren das Regionalmagazin INNside aus Passau. Auch während der Pandemie brachen seinen hohen Auflagen kaum ein
Die Auflagen von Lokalzeitungen sinken zunehmend. Große Zeitungsverlage kaufen kleine regionale Mitbewerber auf. Gerd Jakobi bleibt jedoch stabil. Der aus Düsseldorf stammende Mittfünfziger gibt seit 30 Jahren in Passau ein Regionalmagazin heraus.
Die INNside berichtet monatlich über Kultur und Menschen in Ostbayern, Oberösterreich und Böhmen. 1992 erschien die INNside zum ersten Mal. Heute hat das monatlich erscheinende einen durchschnittliche Umfang von 50 Seiten und eine Auflage von 20.000 gedruckten Exemplaren mit einer zusätzlichen Online-Ausgabe. Was damals noch in mühsamer Handarbeit entstand, ist heute digital möglich, erzählt Jakobi und lächelt: „Wir haben zwei Wochen lang Tag und Nacht gearbeitet, um die erste Ausgabe rauszubringen“.
Die Fachgruppe Freie Journalist*innen lud Jakobi ihm Rahmen ihrer neuen Reihe „BJV-FREIstunde“ mit dem Titel „Erfolgsprojekte: Frischer Wind im Journalismus“ ein. Martin Semmler aus dem Fachgruppen-Vorstand leitete die Diskussion. Die Runde fand mit 20 Teilnehmer*innen über Zoom statt.
Die INNside ist ein Sonderfall unter den Stadtmagazinen. Sie finanziert sich durch Werbeanzeigen. Anfangs versuchte Jakobi ein Abo-Modell einzuführen. Das rentierte sich jedoch nicht. Durch seine Tätigkeit Anfang der 1990-er als Anzeigenchef des Donauboten lernte er das Metier kennen und baute sich ein Netzwerk an lokalen Werbekunden auf. Dies spiegelt sich auch im Heft wider. Jede Fünfte der etwa 50 Heftseiten ziert Werbung. „In diese Richtung hat sich der Journalismus entwickelt. Immer Richtung Werbekunde“, betont Jakobi.
Raum für kritische Fragen zur Kundenorientierung der INNside ergibt sich im Gespräch leider nicht. Jakobi ist ein guter Geschichtenerzähler. Es geht vielmehr um seine Biographie, den Auflagenerfolg der INNside und dann hin und wieder auch um die Bedeutung von Lokaljournalismus und Kulturberichterstattung. Mit der Corona-Pandemie seien ihm zwar Neukunden ausgeblieben, die treuen Werbekunden hätten jedoch ihn und seine zwei angestellten Redakteur*innen finanziell getragen.
Seine Leidenschaft fürs Schreiben und Erzählen durchzieht den Abend. Die Teilnehmer*innen verteilen viel Lob und ihre Fragen beschränken sich auf das Erfolgskonzept des Magazins. Zum Ende bleibt eine wichtige Frage offen: Lässt sich eine Werbekundenorientierung wie bei der INNside mit qualitativ gutem, weil kritischem Lokaljournalismus vereinbaren? Darauf gibt es im Gespräch keine Antwort.
Die INNside erscheint zehn Mal jährlich und liegt kostenlos in Ladenlokalen ostbayerischer Innenstädte aus.
Cornelia Braun
Weitere Informationen
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- Dem Kunstschaffen verfallen, BJVreport 1/2022
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(In der Reihe „Mutmacher*innen erschienen; in blätterbarer und PDF-Version) - Laptop und Karnickel, Lokaljournalismus heute, BJVreport 2/2020
(Titelstrecke in blätterbarer und PDF-Version, u.a. mit den Lokalangeboten Bürgerblick, Regensburg Digital, da Hog’n und Tegernseer Stimme)