Keine Angst vor RTLZWEI: Gerne mal her mit den Ideen!
Porträtbild von Konstanze Beyer während der Veranstaltung
Ließ keine Fragen offen: RTLZWEI-Chefredakteurin Konstanze Beyer
Die RTLZWEI-Chefredakteurin diskutierte mit Filmkolleg*innen über das Förderprojekt „Doku Lab“ ihres Senders
Auf Einladung der Fachgruppe Rundfunk präsentierte RTLZWEI-Chefredakteurin Konstanze Beyer in einer Zoom-Runde ein neues mit insgesamt 100.000 Euro dotiertes Stipendienprogramm ihres Sender – das „Doku Lab“.
Mit dieser Innovationswerkstatt möchte der Münchner Sender die Recherche und Entwicklung neuer Doku-Filmprojekte finanziell und fachlich unterstützen. Entstanden sei die Idee im ersten Lockdown 2020, berichtete Beyer: „Wir haben gesehen, dass es keine einfache Zeit für Filmschaffende ist.“ Daher habe man dieses Stipendienangebot entworfen. Als Partner für die Kommunikation habe man das medienboard BerlinBrandenburg und das MedienNetzwerk Bayern gewonnen.
Bis zu 50 Kolleg*innen aus ganz Deutschland nahmen an der Diskussionsrunde teil. Zunächst präsentierte Beyer in aller Kürze das Programm des „Doku Lab“.
Dreistufiges Auswahlverfahren
Autorinnen und Autoren, Produktionsfirmen und junge Talente im Bereich TV-Dokumentationen und -Reportagen können sich bis 18. April online für das „Doku Lab“ bewerben. Benötigt werden lediglich eine Ideenskizze des Doku-Filmprojekts sowie eine genaue Beschreibung, wofür die Rechercheförderung eingesetzt werden soll.
Die Jury trifft dann bis Ende April eine Auswahl. Bei der Zusammensetzung der fünfköpfigen Jury habe man darauf geachtet, dass neben Beyer als RTLZWEI-Vertreterin auch Kolleg*innen anderer Medien und Institutionen vertreten sind. So ist unter anderem die Leiterin der Deutschen Journalistenschule, Henriette Löwisch, dabei.
Einfach bewerben
Nach der Vergabe des Recherche- und Entwicklungsbudgets, für das 100.000 Euro für maximal zehn Projekte bereitstehen, besuchen die ausgewählten Teilnehmer*innen eine Masterclass. In drei eintägigen Workshops ab Mai bis Oktober („Hoffentlich in Präsenz“, sagte Beyer) mit externen Expert*innen und Mitgliedern der RTLZWEI-Redaktion soll beim Netzwerken ein „Rahmen für den gegenseitigen Austausch geschaffen werden“. Am Ende werde dann entschieden, welches Projekt einen Produktionsauftrag erhält.
Als Zielsetzung des „Doku Lab“ nannte Beyer drei wesentliche Elemente:
- „Sichtbarmachung von Themen mit gesellschaftlicher Relevanz im TV“.
- Unterstützung journalistischer Arbeit in der Entwicklungsphase
- Vernetzung zwischen kreativen Autor*innen
„RTLZWEI ist sehr nah am Menschen“
Im Anschluss an die Präsentation beantwortete die Chefredakteurin Fragen der Teilnehmer*innen. „Welche Themen wünscht Ihr Euch?“, fragte der Vorsitzende der Fachgruppe Rundfunk, Harald Stocker. „Man sollte das junge Publikum im Blick haben. Gesellschaftlich wichtige Themen wie etwa Hate Speech könnten dazu gehören. Jede Idee freut uns! Es sollen vor allem Themen und kein fertiges Konzept eingereicht werden“, erläuterte Beyer.
Welche Handschrift denn gefragt sei? „Passt das Thema zu RTLZWEI? Wir haben in den letzten vier, fünf Jahren viel geändert“, sagte Beyer und ergänzte: „Wir berichten über Menschen mit psychischen Erkrankungen oder sexuellen Missbrauch in der Kirche“. Der Sender wolle seinen Horizont erweitern, er sei vielfältiger geworden und man sei „sehr nah am Menschen“.
Viele Möglichkeiten
Bewerben könnten sich auch Autor*innen ohne Produktionserfahrung, „da würden wir vermitteln“, sagte Beyer. Man solle sich auch nicht von der betont jugendlichen Ansprache auf der „Doku Lab“-Seite abschrecken lassen, es gebe keine Altersgrenze nach oben. Die Zielgruppe sei im Segment von 14 bis 35 Jahren. Die Erzählweise solle auch junge Menschen dazu bringen, sich das anzuschauen.
Von der Länge der Geschichten könnte sie sich 45 oder 90 Minuten vorstellen aber auch eine Dreistunden-Geschichte sei denkbar, sagte Beyer. Im Fokus sei erst mal eine Einzelgeschichte. „Prinzipiell wollen wir erst mal linear zeigen, aber begleitende Elemente, etwa in Social Media, sind willkommen“, erklärte Beyer.
Besonders gut liefen bei RTLZWEI Geschichten, die in Deutschland spielen. Auch experimentelle Anleihen, etwa an die Graphic Novel seien als Bestandteil der Dokumentation möglich. „Schicken Sie uns gerne mal Ihre Ideen“, appellierte Beyer, die auch betonte, dass der Sender selbstverständlich fair mit den Einreicher*innen umgeht. Und: „Keine Angst vor RTLZWEI!“.
Harald Stocker bedankte sich für den leidenschaftlichen Auftritt der RTLZWEI-Chefredakteurin. Eine Kollegin lobte sie im Chat: „Danke für diese wirklich sehr seltene Haltung innerhalb eines Senders. Großartig“.
Stocker kündigte die nächste Veranstaltung der Fachgruppe Rundfunk an, dann wird es um den Aufbau einer Nachrichtenredaktion bei ProSiebenSat.1 gehen (siehe hierzu auch BJVreport 1/2021, S. 34: „Mehr Präsenz im Nachrichtlichen“). Der Termin für diese Zoom-Veranstaltung wird in den nächsten Tagen mitgeteilt.
Thomas Mrazek
Konstanze Beyers Antwort auf Kritik an RTLZWEI-Sozialdokus