Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftspitzen und Strategien
Bericht von
Markus Hack
Die Besucher des BJV posieren vor dem Faber-Castell-Schloss.
BJV-Mitglieder besuchen den Stifteproduzenten Faber-Castell in Stein bei Nürnberg.
Warum Stifte in Deutschland gespitzt und in den USA ungespitzt verkauft werden und wie die Kommunikation in einem global agierenden Familienunternehmen als One-Woman-Show funktioniert: Diese und weitere Einblicke haben BJV-Mitglieder beim Schreibgeräteproduzenten Faber-Castell in Stein bei Nürnberg erhalten. Organisiert hatte den Besuch Volker Figura, Vorsitzender der Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Empfangen wurden die über 20 Mitglieder der Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie des Bezirksverbands Franken-Nordbayern von Technikvorstand Simon Hauser, Finanzvorstand Constantin Neubeck und der Kommunikationschefin Sandra Suppa am Firmensitz, der genau auf der Grenze zwischen Stein und Nürnberg liegt. Mit einer Jahresproduktion von 120 Millionen Stiften ist die Zentrale ein kleiner Produktionsstandort, wie Technikvorstand Hauser erklärt. Zum Vergleich: In Brasilien verlassen zwei Milliarden Stifte pro Jahr die Fertigung. Dort besitzt Faber-Castell auch einen eigenen Wald. Auf 10.000 Hektar zieht der Stifteproduzent schnell wachsenden Zedern und karibische Kiefern groß.
Kulturelle Unterschiede bei Bleistift-Spitzen
Insgesamt produziert das 1761 gegründete Unternehmen in zehn Ländern, unterhält in 22 Ländern Vertriebsniederlassungen und vertreibt seine Produkte in über 120 Ländern. Und die haben durchaus ihre jeweils eigenen Bedürfnisse. So verlassen die Stifte am Standort Stein die Fertigung im gespitzten Zustand. Denn deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher wollen den Stift einsatzbereit. Ganz anders die Konsumenten in den USA: Ein gespitzter Stift gilt dort bereits als gebraucht - und würde daher nicht akzeptiert werden.
Die weltweit 6500 Beschäftigten, davon 1000 in Deutschland, haben zuletzt für einen Gruppenumsatz in Höhe von 618 Millionen Euro gesorgt. Und das Unternehmen will weiter wachsen und sich entwickeln. Wichtiger Punkt dabei: Die Transformation von der rein Familien-geführten Firma zu einem von externen Managern operativ geleiteten globalen Player, der trotzdem seine Familienidentität bewahren will. Immerhin ist die Familie im Aufsichtsrat aktiv. Für diese Transformation soll eine neue Strategie sorgen, die 2022 zusammen mit Mitarbeitenden erarbeitet wurde, berichtet Finanzvorstand Constantin Neubeck in seinem Vortrag.
Kommunikation bei Faber Castell
Diese den auf der ganzen Welt verstreuten Mitarbeitenden näherzubringen - das ist eine der zentralen Aufgaben der Kommunikationschefin Sandra Suppa. Dabei greift Suppa keinesfalls auf ein großes Team zurück, sondern stemmt die Aufgabe alleine. Das geht nur, „weil ich extrem gut vernetzt bin und viele Aufgaben outsource“, erklärt die Kommunikationschefin. So hat sie die Redaktion des Intranets und die Betreuung der Social-Media-Kanäle delegiert. Und für die neuen Imagefilme hat sie zwar selbst die Drehbücher geschrieben, für die Umsetzung ist sie aber zusammen mit einer externen Kamera-Crew um die Welt zu den einzelnen Standorten geflogen.
Die Mitarbeiterzeitung wurde unterdessen abgeschafft, die Kosten sein zu hoch gewesen, so Suppa. Die Beschäftigten über Intranet zu erreichen, sei nun die Herausforderung - gerade, weil 60 Prozent der Belegschaft nicht vor einem Computer im Büro sitzen. Und so setzt Suppa nicht zuletzt auch auf sogenannte Town-Hall-Versammlungen, um den Beschäftigten die Strategie zu erklären. Diese zielt unter anderem darauf ab, neue Geschäftsfelder zu erschließen und alte auszubauen.
Zu den lokalen Medien hat Suppa derweil so gut wie keinen Kontakt mehr, bedauert die Kommunikationschefin. Allenfalls von der Süddeutschen Zeitung oder dpa kämen gelegentlich noch Anfragen. Suppa kümmert sich lieber darum, gezielt Themen zu platzieren, statt mit dem Gießkannen-Prinzip von Standard-Pressemitteilungen zu agieren. Erst kürzlich sei so ein siebenseitiger Bericht über Faber-Castell im Fachblatt W&V erschienen, freut sich Suppa.