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Medienforschung

Studie: Viele Journalist*innen in Deutschland psychisch belastet

07.03.2025
Artikel von
Thomas Mrazek

Symbolbild, OpenAI. Burnout bei Journalisten.

Untersuchung zeigt u.a. hohes Depressionsrisiko, enorme „Berufsausstiegsneigung“ und Burnout-Risiko.

Eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) zeigt, dass viele Journalist*innen in Deutschland unter psychischen Belastungen leiden. Die Untersuchung unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Hanitzsch trägt den Titel „Burning (Out) for Journalism – Aktuelle Befunde zur psychosozialen Gesundheit im deutschen Journalismus“.

Die Wissenschaftler*innen des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IfKW) der LMU befragten im September und Oktober 2024 insgesamt 1301 Journalist*innen in Deutschland. Sie untersuchten deren psychosoziale Gesundheit, berufliche Belastungen und Faktoren, die diese verstärken oder mildern können. Die Befragung erfolgte online (PDF des Fragebogens) und wurde von Verbänden wie BJV und DJV unterstützt.

Ergebnisse der Studie

Die Untersuchung zeigt, dass das psychische Wohlbefinden von Journalist*innen in Deutschland unter dem Durchschnitt der Bevölkerung liegt. Besonders Journalistinnen geht es schlechter als ihren männlichen Kollegen. Das Depressionsrisiko ist etwa fünfmal höher als in der allgemeinen Bevölkerung. Viele Journalist*innen leiden unter hohem oder sehr hohem Distress, also negativem psychischen Stress.

„Berufsausstiegsneigung“ und Burnout-Risiko

Fast zwei Drittel der befragten Journalist*innen (64,7 Prozent) haben in den letzten zwölf Monaten einen Ausstieg aus dem Journalismus erwogen. Auch das Risiko eines Burnouts ist für deutsche Journalist*innen eine reale Gefahr.

Negative Einflüsse auf die Arbeit

Die Studie untersucht auch das Arbeitsumfeld der Journalist*innen. Anfeindungen gegen Journalist*innen sind zur Normalität geworden. Der Arbeitsplatz kann ein Ort negativer Erfahrungen mit potenziellen psychischen Folgen sein, wie Diskriminierungen, Mobbing oder sexuelle Übergriffe. Belastende Situationen im Arbeitsalltag spielen ebenfalls eine Rolle.

Unterstützung durch Medienhäuser

Die Studie betont die Bedeutung von Unterstützungsangeboten durch Medienhäuser. Diese sind jedoch in deutschen Redaktionen und Medienhäusern selten. Viele Journalist*innen kennen die vorhandenen psychosozialen Anlaufstellen (siehe „Weitere Informationen“) nicht.

Lösungsansätze

Die Studienautor*innen fordern, dass Redaktionen und Medienhäuser verstärkt in psychologisches Gesundheitsmanagement investieren. Dies sollte sowohl individuelle als auch organisationale Angebote umfassen. Sie warnen jedoch, dass Coachings und Workshops allein nicht ausreichen, wenn sich die prekären Arbeitsbedingungen nicht ändern.

Zur Studie

Die vollständige Studie ist hier erhältlich: Kurzbeschreibung und Download als PDF, 14 Seiten, 2 MB. 

Thomas Mrazek

Weitere Informationen

  • freiraum – der Mental-Health-Stammtisch des DJV für Medienschaffende
    Einmal monatlich öffnen wir für eine Stunde einen kleinen Safe Space, in dem wir uns austauschen können. Immer am 7. des Monats um 18.30 Uhr treffen wir uns virtuell bei Zoom. Die Veranstaltung ist für Mitglieder und Nichtmitglieder zugänglich. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Nächster Termin am Montag, 7. April, 18.30 Uhr.
  • Beim FREItag für freie Journalist*innen am 14. März in Nürnberg wird Marion Trutter Tipps zur Stressbewältigung geben.
  • Helpline – Journalist*innen helfen Journalist*innen bei mentalen Belastungen
    Tel. 030 75437633
    Telefonzeiten: Mo./Di. 18-20 Uhr, Mi. 8-10 Uhr, Do. 16-18 Uhr, Fr. 8-10 Uhr/12-14 Uhr
    netzwerkrecherche.org/helpline
  • Weitere in der Studie genannte Anlaufstellen: HateAid, Dart Center for Journalism and Trauma und Themis – Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt e.V.
  • Den Akku aufladen, bevor der Balken rot wird
    So kann man Kolleg*innen in Ausnahmesituation zur Seite stehen (Michael Schneider im BJVreport 2/2024, S. 24.f. Interview mit der Psychotherapeutin Friederike Engst, die die Kolleg*innen der „Helpline“ des Netzwerk Recherche schulte.)
  • Hilfe in dunklen Stunden
    Wie bayerische Redaktionen in schwierigen mentalen Situationen unterstützen (Thomas Mrazek im BJVreport 2/2024, S. 23. Als Beispiele wurden Augsburger Allgemeine, Süddeutsche Zeitung, Main-Post und Bayerischer Rundfunk ausgewählt.)
  • Wer berichtet noch, wenn niemand mehr kann
    Die neue Studie „Burning (Out) for Journalism der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigt, wie die psychische Belastung für Journalist:innen aktuell ist. Viele denken darüber nach, auszusteigen. Der Deutsche Journalisten-Verband hat das Zustandekommen der Studie unterstützt.
    (Ute Korinth im journalist 3/2025, S. 28f., nur in der Print-Version erhältlich)

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