BJVreport
Survival-Kit für Freischaffende
Interview aus dem BJVreport von
Michaela Schneider

Beim FREItag für freie Journalist*innen am 14. März in Nürnberg wird Marion Trutter Tipps zur Stressbewältigung geben.
„Freiberufler-Stress ist anders. Pack‘ Dein Survival-Kit!“: Unter diesem Motto wird Marion Trutter beim diesjährigen FREItag des Bayerischen Journalisten-Verbandes einen Workshop anbieten. Der BJVreport sprach schon vorab mit der freien Journalistin, die sich auf Stressbewältigung und Burnout-Prävention spezialisiert hat.
Warum ist Freiberufler-Stress „anders“?
Marion Trutter: Da ist unser Existenzdruck ohne festes Einkommen. Du musst ständig schauen, dass Du an Aufträge rankommst. Erfolg hängt davon ab, wie gut du akquirierst. Zudem gibt Dir niemand von außen Arbeitszeiten vor oder setzt Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Viele Freiberufler*innen befinden sich dadurch im Dauerarbeitsmodus oder arbeiten auch Wochenenden oder Nächte durch. Man muss also lernen, sich eigene Grenzen zu setzen. Auch geht es um Zeitmanagement. Es gibt keine Hierarchien, also sagt Dir niemand, wie du deine Zeit einzuteilen hast. Dadurch kann es zu einem Mangel an Struktur kommen. Auch kommt eine gewisse Unvorhersehbarkeit dazu: Auftragslagen können total schwanken, das musst du irgendwie managen. Und wir Freiberufler haben etliche Jobs auf einmal: Wir sind Rechercheure, Schreiberlinge, Technikexperten, Steuerfachleute, Vertriebler und vieles mehr. Wir sind ein Unternehmen in einer Person.
Wie merke ich, dass der Stress überhandnimmt?
Man unterscheidet zwischen gutem und schlechtem Stress. Ein gewisses Maß an Druck und Stress brauchen wir, um kreativ und zufrieden zu sein. Nur auf dem Sofa herum zu lümmeln ist auch nicht gut für Körper, Gehirn und Seele. Wenn allerdings Symptome wie zum Beispiel Dauerverspannungen, Kopfweh, Übelkeit oder Verdauungsbeschwerden auftreten, war der Stress schon zu viel. Es geht darum, den Alltag so zu gestalten, dass man sich trotz aller Herausforderungen wohlfühlt und noch entspannt durchatmen kann.
Hier kommt Dein Survival-Kit ins Spiel. Beim FREItag willst Du den Teilnehmer*innen einen ganzen Koffer an Werkzeugen anbieten. Welche verrätst Du vorab den BJVreport-Leser*innen?
Ganz wichtig ist, aus Stressmanagement nicht neuen Stress zu machen. Es geht darum, dass jeder seine eigenen kleinen Antistress-Routinen findet, die gut tun, und darum, diese in ganz kleinen Schrittchen zu etablieren. Es gibt Leute, für die ist Yoga schön. Anderen hilft ein Spaziergang in der Natur oder ein leckerer Snack. Ich selbst bin in einem Online-Coworking, bei dem wir, wenn wir uns treffen, immer zur halben Zeit ein, zwei Lieder tanzen. Für mich ist das eine super Routine, die Kopf und Körper wieder frei macht. Hilfreich ist auch, das Handy ganz zur Seite zu legen, Stichwort Digital Detox. Denn wenn ich als Journalistin, die den ganzen Tag vor dem Rechner sitzt, in meiner Pause eine Stunde lang in Facebook rumdaddle, mag sich dies erholsam anfühlen, ist aber fürs Gehirn purer Stress. Für mich selbst erfunden habe ich „die halbe Stunde Überraschung“. Ich spüre da wirklich rein, wo es mich gerade hinzieht. Vielleicht gehe ich aus dem Haus ohne Plan und komme zu Ecken, in denen ich noch nie war. Vielleicht zieht es mich aufs Sofa. Oder ich habe Lust auf einen Teller überbackenes Gemüse. Das können komische Wege sein, aber hinterher ist man wirklich wieder fit.
Dieses Interview erschien zuerst im BJVreport 01/2025.
FREItag 2025 - Jetzt anmelden!
Über den FREItag 2025
„Survival-Kit für Freie: Mit KI und ohne Stress die Zukunft gestalten“: Unter diesem Motto wird heuer der traditionelle FREItag der Fachgruppe freie Journalistinnen und Journalisten stehen – ein Workshoptag, bei dem es neben fachlichem Input und Fortbildung vor allem auch ums Netzwerken gehen soll. Er findet am 14. März im Presseclub Nürnberg statt. Anmeldungen sind unter www.bjv.de/freitag möglich.
Die Zahl der Teilnehmer*innen wird wieder auf 60 Personen begrenzt sein, im
Vorjahr war die Veranstaltung ausgebucht.
Nach einem entspannten Ankommen wird die Journalistin Eva Werner, Lehrbeauftragte für Digitalen Journalismus und Innovation sowie Krisenkommunikation an der TH Nürnberg, ab 10 Uhr ein zirka zweistündiges Update geben zu Innovationen unter anderem aus dem Bereich Künstliche Intelligenz, die für Journalist*innen in Zukunft wichtig und wissenswert werden dürften. Nach dem Mittagessen im benachbarten „Cinecitta“ wird eine Backstage-Führung durch das Multiplexkino angeboten.
Ab 15 Uhr wird die Journalistin und Trainerin Marion Trutter unter dem Stichwort „Freiberufler-Stress ist anders. Pack‘ Dein Survival-Kit!“ in rund 75 Minuten jede Menge praktische Tipps zum Thema Stressbewältigung geben. Ab 17 Uhr planen Mitglieder des Fachgruppevorstandes Freie Journalist*innen in Kurzvorträgen ein Tool-Update: Welche digitalen Anwendungen haben sich im journalistischen Arbeitsalltag bewährt? Ausklingen wird der FREItag dann beim Netzwerken im bahnhofsnahen Nürnberger Literaturhaus. (mic)