Warnstreik beim Bayerischen Rundfunk: BJV setzt ein deutliches Zeichen
Die stellvertretende BJV-Vorsitzende Andrea Roth sprach auch von den Erfahrungen der festen Freien beim BR.
400 BR-Mitarbeitende streiken
Es war ein bunter und musikalischer Protest. Rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks folgten heute dem Warnstreik-Aufruf der Gewerkschaften. Bei der Kundgebung am Rundfunkhaus und einer digitale Streikveranstaltung zeigten die Streikenden, dass sie willens sind, die Tarifforderungen durchzusetzen.
Die Trillerpfeifen blieben diesmal in der Tasche. Stattdessen sorgten die Kolleginnen und Kollegen der BR-Klangkörper (unisono, vormals DOV) mit Musik für Stimmung. Deutliche Töne wurden auch in den Redebeiträgen angeschlagen.
„Wir sind heute nicht hier, weil wir streiken wollen“, erklärte die stellvertretende BJV-Vorsitzende Andrea Roth: „Wir sind hier, weil uns leider gar keine andere Wahl bleibt, um von der Leitung des BR gehört und ernst genommen zu werden.“ Der BR hatte Ende September ein Angebot vorgelegt, das als inakzeptabel bezeichnet werden muss: Eine Einmalzahlung, die die bereits angefallenen Mehrkosten nicht abdeckt und eine viel zu niedrige lineare Erhöhung in Höhe von 2,8%, die zudem die einzige Steigerung für 24 Monate bleiben sollte.
Andrea Roth erinnerte die BR-Leitung daran, worin der Kern ihres TV- und Radio-Programms liegt: Im Qualitätsjournalismus, den unsere Kolleginnen und Kollegen dort täglich und unter großem persönlichem Einsatze liefern. „Qualitätsjournalismus ist kein Alibi für Direktion und Intendanz“, rief Roth den Streikenden zu: „Wir können uns nicht länger für den BR beide Beine ausreißen, damit auch unter schwierigen Bedingungen die hohe Qualität des Programms erhalten bleibt, ohne für diesen Einsatz bezahlt zu werden“. Insbesondere der journalistische Nachwuchs müsse besser bezahlt werden. Auch die Honorare der festen Freien müssen den Tagessätzen der Festangestellten angepasst werden, damit diese nicht als günstiger Ersatz für Redakteure behandelt werden. Zudem bräuchten sie bessere Fortbildungsmöglichkeiten.
Zum Beleg, wie wichtig die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten für den Bayerischen Rundfunk ist, wurden heute schließlich die Programmausfälle im Hörfunk, Fernsehen und den digitalen Angeboten. Auf Bayern 2 und PULS entfielen mehrere Sendungen. Und auch bei den Kultur-, Wirtschafts- und Börsennachrichten war heute nicht an Normalbetrieb zu denken. Im Fernsehen entfielen Nachrichtenformate und auch die digitalen Angebote des BR wurden heute nur eingeschränkt bespielt.
Am Nachmittag kamen schließlich noch einmal über 100 Kolleginnen und Kollegen aus dem Homeoffice und den anderen Standorten zusammen. Sie tauschten sich konstruktiv über den Streik und die Tarifverhandlungen aus und auch hier wurde klar: Der Bayerische Rundfunk muss endlich auf die Gewerkschaften zugehen.
Kurzum: Der heutige Warnstreik war ein großer Erfolg und ein deutliches Zeichen an den BR. Wir hoffen, dass sich dort nun die Einsicht durchsetzt, dass er endlich ein angemessenes Angebot vorlegen muss. Bei der nächsten Verhandlungsrunde am kommenden Mittwoch, hat er dazu die Gelegenheit.
Benedikt Frank
Der BJV hat folgende Tarifforderung aufgestellt:
Festangestellte:
- Erhöhung der Gehälter in einem Gesamtvolumen von 6 % bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
12a Freie:
- Erhöhung der effektiv gezahlten Honorare, Lizenzen, Gagen sowie Vertragspauschalen um 6 % und eine ebensolche Erhöhung der Mindest- und Höchsthonorare des Honorar-rahmens bei einer Laufzeit von 12 Monaten; entsprechende Erhöhung der Cluster.
- Verbesserung der Fortbildungsmöglichkeiten für Freie Mitarbeiter und Erhöhung der Fortbildungsvergütung.
- Angleichung der Tageshonorare der festen Freien an die Tagessätze der vergleichbaren Festangestellten.
Volontär*innen:
- Erhöhung der Vergütung um 6 %, mindestens aber 100 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten