BJV-Landesvorstand

Angriff auf BR-Reporter nach Corona-Pressekonferenz

Täter drohte: „Ich vernichte Euch alle!“

München, 24.08.2022

Nach einer Corona-Pressekonferenz ist am Dienstag in München ein Reporter des Bayerischen Rundfunks angegriffen worden. Der Täter wurde festgenommen. BR-Intendantin Wildermuth, BR-Chefredakteur Nitsche und Gesundheitsminister Holetschek verurteilten die Attacke aufs Schärfste. Auch ein freier Fotojournalist aus München wurde körperlich angegangen. Wir versuchen noch weitere Informationen zu diesem Vorgang zu bekommen (siehe Aktualisierung am Seitenende).

Der Bayerische Rundfunk schildert den Vorfall so: „Ein junger Mann hat einen Reporter des Bayerischen Rundfunks mehrfach gewaltsam attackiert. Dies geschah am Dienstagmittag in München im Anschluss an eine Pressekonferenz des Bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek zur Corona-Kommunikationskampagne über Auffrischimpfungen. Der 38-jährige Reporter führte ein Interview mit Zuhörern, als der Mann ihn von der Seite mit mehreren Faustschlägen auf den Kopf attackierte.

Security-Wachleute konnten den Mann zurückdrängen. Dieser versuchte aber immer wieder, sich dem Reporter zu nähern. Er lauerte ihm schließlich auf dem Weg zum Auto auf und attackierte ihn auf dem Marienplatz erneut mit Faustschlägen. Die Polizei konnte den Mann festnehmen. Zuvor hatte der Angreifer den Reporter noch wüst beschimpft und sagte: „Ich vernichte Euch alle““.

Der Täter sei dem äußeren rechten Spektrum zuzuordnen und habe sich auch Internet gewaltbereit geäußert. Der Reporter habe Anzeige wegen Körperverletzung erstattet.

„Journalist*innen müssen ihrer Arbeit ohne Angst nachgehen können
Der stellvertretende BJV-Vorsitzende Wolfgang Grebenhof sagt: „Diese Attacke reiht sich nahtlos ein in eine traurige Serie von Angriffen auf Journalist*innen. Immer öfter entlädt sich Frust und Ärger über die politischen Protagonisten in Feindseligkeiten bis hin zu massiven Handgreiflichkeiten gegen die Überbringer von Nachrichten. Das erfüllt uns mit großer Sorge“.

Es sei nicht allein damit getan, Journalist*innen besser vor derartigen Übergriffen zu schützen. „Wir sind als Gesellschaft gefordert, jene aus der Schusslinie zu nehmen, die Politik und Verwaltung kritisch und distanziert begleiten“, betont Grebenhof: „Journalist*innen sind eben nicht, wie es in gewissen Kreisen heißt, Teil „des Systems“. Im Gegenteil: Sie sind es, die ein wachsames Auge darauf haben. Umso wichtiger ist es, dass sie frei, ungefährdet und ohne Angst vor körperlicher oder auch verbaler Gewalt ihre wichtige Aufgabe erfüllen können“.

Jede Grenze überschritten!
BR-Intendantin Katja Wildermuth sprach von einem „furchtbaren Angriff auf unseren Reporter“. Jeder Angriff auf Journalisten sei auch ein Angriff auf die Pressefreiheit.

BR-Chefredakteur Christian Nitsche: „Mich entsetzt dieses Maß an Enthemmung und Verrohung. Es gab während der Corona-Pandemie am Rande von Demonstrationen immer wieder auch Angriffe auf Reporter des BR. Diese waren vor allem verbaler Natur. Die jetzige gewalttätige Attacke sprengt diese Dimension und ist der bislang schwerste Angriff auf einen BR-Kollegen. Dass jemand Reporter hinterrücks angreift und Vernichtungsfantasien äußert, überschreitet jede Grenze“.

Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) verurteilte die Attacke scharf. Jeder gewalttätige Angriff auf Journalistinnen und Journalisten sei auch ein Angriff auf die Pressefreiheit und die Demokratie. Die Medien müssten ohne Angst vor Einschüchterung frei berichten können. Diskussionen um den richtigen Umgang mit der Pandemie seien wichtig, wer aber Hass im Internet schüre, trage Mitverantwortung für Gewalttaten.

+++ Aktualisierung, 24.08.22, 17:30 Uhr
Der Angreifer attackierte schon zuvor einen Fotografen und erhielt schließlich einen Platzverweis durch die Polizei. Er habe versucht, dem Fotografen sein Handy zu entreißen. Der Angreifer sei als Rechtsextremist und Reichsbürger bekannt und versuche immer wieder Journalist*innen bei ihrer Arbeit zu hindern. Das Verhalten der anwesenden Polizeibeamten sei mitunter nicht konsequent genug gewesen, monierte der Fotograf. Die Polizei müsse in solchen „Corona-Lagen“ sensibler handeln. 

+++ Aktualisierung, 24.08.22, 21:30 Uhr
Rund 300 Pandemieleugner*innen und Maßnahmengegner*innen beteiligten sich am Mittwochabend an einer dreistündigen Demonstration in München – Kolleg*innen stellten dabei eine erhöhte Präsenz der Polizei München im Gegensatz zu den vorangegangenen Veranstaltungen fest.
Quelle: BJV-Twitter

+++ Aktualisierung, 26.08.22
Der Bayerische Rundfunk berichtete am Donnerstag über „Vorwürfe und neue Details zum Angriff auf BR-Reporter“.

+++ Aktualisierung, 08.08.23
Angriff auf BR-Reporter: Zehn Monate Haft für Täter

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