Intensive Diskussion zur Berichterstattung über Menschen mit Behinderung: Johannes Mairhofer (Bildmitte)
Foto: Tarek Barkouni

BJV-Landesvorstand

Fair über behinderte Menschen berichten

Johannes Mairhofer vermittelte bei unserem Themenabend viele Erkenntnisse

München, 06.07.2018

Am Donnerstag, 4.7., lud die Behindertenbeauftragte des BJV, Daniela Albrecht, zum Themenabend zur Berichterstattung über Menschen mit Behinderung ein. Journalistinnen und Journalisten sollten aus erster Hand erfahren, was dabei alles falsch laufen kann. Und gleichzeitig Tipps für die nächsten Texte bekommen.

Häufig ist die Berichterstattung über Menschen mit Behinderung verletzend und herabwürdigend. Dann sind Behinderte „an den Rollstuhl gefesselt“, meistern „tapfer ihr schweres Schicksal“ oder schaffen es „trotz Behinderung an die Universität“. Für den Referenten Johannes Mairhofer zeigen solche Sätze nur den falschen Umgang mit Behinderten. Stattdessen sollte man die Lebensleistung als solche darstellen.

Gelungene Beispiele
Viele Kollegen sind aufgeschlossen, was ihre eigenen Artikel angeht und zeigen das auch in guten Beispielen. Mairhofer, der als Fotograf und Berater für digitale Themen arbeitet, lobt den Kika für einen Beitrag über den elfjährigen Lennart mit einer spastischen Lähmung, der einen Talker zum Sprechen benutzt (Kika: „Lennart spricht mit den Augen“). Aber auch das 2015 für den Grimme Online Award nominierte Projekt „Wer darf leben?“ von der ZEIT, sei empfehlenswert; das gibt es sogar in leichter Sprache.

Unsicherheit bei Journalist*innen
Viele der Kolleginnen und Kollegen haben selbst schon öfter über Behinderte berichtet oder berichten immer noch über sie. Die Erfahrungen sind groß, doch sicher im Umgang mit Behinderten fühlt sich kaum einer.

Keine Witze über Behinderte?
Zwar sind sich häufig alle einig, was gar nicht geht, aber bei Humor gehen die Meinungen doch auseinander. Darf Gute Arbeit Originals, ein Format von Funk, einen Clip mit dem Namen „Fidget Midget Spinner“ machen? Für Mairhofer ist die Sache klar: „Wenn man keine Witze über Behinderte macht, ist das Exklusion, nicht Inklusion.“ Für Menschen, die sich im Umgang mit Behinderten unsicher fühlen, ist die Nachfrage immer die beste Wahl.

Faire Berichterstattung
Aber auch die Bildsprache ist wichtig. Oft würde der Rollstuhl überdimensional dargestellt oder Kleinwüchsige absichtlich auf großen Flächen fotografiert, um ihre Größe zu betonen. Deswegen solle man sich vor jedem Beitrag fragen: Braucht es die Behinderung in der Geschichte? Kann ich die Person ohne ihre Behinderung mehr in den Vordergrund stellen? Dann könne auch eine faire Berichterstattung über Behinderte möglich sein. Die gefühlige Mitleids-Geschichte ist nicht immer die beste Wahl.

Tarek Barkouni

Schlagworte:

Inklusion

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