Lobende Erwähnung für Özgürüz, dass laut Correctiv-Geschäftsführer David Schraven „in der Türkei für Aufklärung sorgen und Reportern im Exil eine Heimat geben“ soll
Foto: Screenshot ozguruz.org, tm

BJV-Landesvorstand

Pressefreiheits-Wettbewerb 2017: BJV zeichnet Münchner Journalistenkollektiv aus

Butterland.org gewinnt den bundesweiten Wettbewerb zum Tag der Pressefreiheit

München, 03.05.2017

Das Münchner Journalistenkollektiv Butterland.org hat den Wettbewerb des BJV zum Tag der Pressefreiheit mit einer im Web veröffentlichten Langzeitdokumentation über das Schicksal des türkischen Investigativjournalisten Tunca Ögreten gewonnen.

Den zweiten Platz belegte das ZDF-Kulturmagazin Aspekte mit einer Spezialausgabe zum Thema Pressefreiheit. Der dritte Platz wurde von der Jury zwei Mal vergeben: Der freie Münchner Fotograf Sachelle Babbar erhielt ihn für ein Foto von einer Pegida-Demonstration, der freie Journalist Bartholomäus von Laffert wurde für einen Bericht über eine von der türkischen Regierung bezahlte Pressereise ausgezeichnet.

Grußbotschaft von Can Dündar (@candundaradasi) an den BJV (Video 00:42 Min.):


Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für das Online-Magazin Özgürüz aus. Das auf Türkisch und Deutsch erscheinende Magazin wurde im Januar 2016 von Can Dündar, einst Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet, dem türkische Journalisten Hayko Bağdat und dem Recherchezentrum Correctiv gegründet. „Dieses Medium soll der heraufziehenden Katastrophe entgegenwirken“, verkündete Dündar zum Start.

Erster Platz
Journalistenkollektiv Butterland.org, München (
@butterland_team): Am Ende – 18 Monate mit Tunca, Investigativ-Reporter in Istanbul #freetunca
Hier hat ein Team den abstrakten Begriff der Pressefreiheit sehr emotional umgesetzt. Es wird nicht einfach nur der Journalist Tunca Ögreten beschrieben, der aufgrund seiner Berichterstattung ins Gefängnis musste. Sondern die Journalisten haben den türkischen Kollegen über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren begleitet und dabei mit Text und Video gearbeitet. Der Betrachter kann das Leiden und die Schwierigkeiten beim Arbeiten des Journalisten miterleben. Emotionalisierung pur, ohne die Inhalte zu vernachlässigen. Eine tolle Geschichte, meinte die Jury einhellig.

Zweiter Platz
Redaktion ZDF Aspekte, moderiert von Can Dündar und Katty Salié
: Aspekte-Spezialausgabe vom 11. November 2016 (Video, 40 Minuten, bis 11.11.2017 abrufbar)
(@zdfaspekte und @candundaradasi)
Der Redaktion ist es gelungen, mit dem Blick eines Kulturmagazins auf die Bedürfnisse der Freiheit der Künste und der Presse einzugehen. Es sind mehrere Beiträge, die einen Bogen zum Thema Pressefreiheit schlagen – von den USA über Ungarn in die Türkei. Hervorzuheben ist auch der historische Rückblick, in welchem auf die deutsch-türkische Geschichte geblickt wird, in einer Zeit in der Menschen Deutschland verlassen mussten und dann in der Türkei Zuflucht gefunden haben. Und heute ist es genau andersherum. Auch in gestalterischer und dramaturgischer Hinsicht ist die Sendung modern und vorbildlich.

Weitere Informationen zu dieser Sendung finden Sie in einer ZDF-Pressemitteilung vom 10.11.2016: „Der Kämpfer für Presse- und Meinungsfreiheit Can Dündar präsentiert ZDF-Kulturmagazin „aspekte““

Dritter Platz
Sachelle Babbar
, Foto „Constraint“
Man muss nicht ins Ausland gehen, um Presseunfreiheit zu erleben. Bei einer Pegida-Demonstration am Münchner Odeonsplatz hinderte ein Demonstrant einen Journalisten, der fotografieren wollte. Zu sehen sind außerdem Demonstranten, die nicht fotografiert werden möchten, sowie stille Beobachter vor und hinter der Absperrung. Ein sehr gelungenes Bild.

Über Sachelle Babbar: Der in London geborene freie Fotograf arbeitet u.a. für ZUMA Press, Spiegel und Süddeutsche Zeitung. Seine Schwerpunkte sind Reise- und Konzertfotografie, Straßenfotografie. Derzeit arbeitet er an einer Langzeitdokumentation über politische und soziale Entwicklungen in Deutschland. 2016 gewann Sachelle Babbar unseren Wettbewerb Pressefoto Bayern 2016.

Bartholomäus von Laffert (@BartVola): Bericht „Embedded: Mein erstes Mal“ erschienen am 4. Januar 2017 bei Der Freitag und im österreichischen Falter
Der Autor schildert aus eigener Erfahrung, wie politische Propaganda heutzutage funktioniert. Einige Wochen nach dem Putsch in der Türkei wurde er von einer deutschen PR-Agentur, die im Auftrag der türkischen Regierung handelte, zu einer Pressereise eingeladen. Von Laffert reflektiert über sein eigenes Handeln und das der Kollegen. Ein gekonnter selbstkritischer Blick hinter die Kulissen.

Die Jury
An der Jury des dritten BJV-Wettbewerbs zum Tag der Pressefreiheit arbeiteten mit: Michael Busch, BJV-Vorsitzender (@elchpapa), Maria Goblirsch, BJV-Pressearbeit (@mariagoblirsch), Thomas Geiger, Vorsitzender Fachgruppe Bildjournalisten (@geigerfoto), Thomas Mrazek, Vorsitzender Fachgruppe Online (@tmrazek) und Harald Stocker, Vorsitzender Fachgruppe Rundfunk (@Harald_Stocker).

Weitere Informationen
Im Anschluss an die Preisverleihung fand unsere Podiumsdiskussion „Fakten versus Fake News – Ist der Kampf gegen Lügen und Hate Speech noch zu gewinnen?“ statt — Michaela Schneider berichtet: „Professionalisierte Falschnachrichten“.

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