Mit der Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gibt es exklusive Einblicke in Wohnzimmeratmosphäre.
Foto: Volker Figura

Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Messdiener der Mobilität

Die BJV-Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit blickt hinter die Kulissen der Messe München.

München, 17.07.2023

Es ist schon hunderte Jahre her, dass Handelsmessen und heilige Messen miteinander verwobene Veranstaltungen waren. Und doch wirkt die Bavaria Lounge, in der die die BJV-Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu Gast ist, auf dem riesigen Gelände der Messe München wie eine intime Kapelle innerhalb der Kathedrale Kongresszentrum. Um die herum entstehen regelmäßig temporäre Wallfahrtsorte für die professionellen Anhänger:innen einer bestimmten Industriegattung, die schon nach wenigen Wochen wieder abgerissen werden.

Der Vorsitzende der Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Volker Figura hatte das Treffen organisiert. Für den exklusiven Kreis von rund 35 Kolleginnen und Kollegen nehmen sich die beiden Co-Geschäftsführer Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel an diesem Montagabend viel Zeit. Schließlich geht es um nichts Geringeres, als die Anwesenden in die Mysterien ihrer weltlichen Tempelanlage einzuweihen. „Alles, was in der Gesellschaft passiert, passiert auch bei uns“, beginnt Rummel seinen Vortrag. Da sich die Messe in öffentlicher Trägerschaft befindet, könne sie auch schnell zur Einnahmeaufrichtung für Ukrainer:innen oder zum Corona-Impfzentrum umfunktioniert werden, wenn die Lage es erfordert. Auch die Weltpolitik, wie etwa Sanktionen gegen Russland oder Differenzen mit China, spüre man hier unmittelbar.

Es folgt eine Präsentation der Geschäftszahlen. Auch über Nachhaltigkeit sprechen die Geschäftsführer gerne und darüber, wie viel Geld die Messe unter anderem durch das Auslandsgeschäft für ihre öffentlichen Gesellschafter verdient oder wie die Stadt München von den Gästen finanziell profitiert. Die zahlreichen Nachrufe auf Branchentreffen wie bauma, electronica und IFAT mit ihren Menschenmassen weisen sie zurück. Aktuelle Besucherzahlen bestätigen ihre Darstellung, dass man sich heute fast wieder so gerne wie vor Corona vor Ort trifft.

Aufwendige Image-Filme und auffälliges Wording

Zwischendurch läuft ein Video: Zu epischer Musik, mit schnell geschnittenen Drohnenbildern und einer Sprecherstimme, die an Trailer für Actionfilme erinnert, präsentiert sich die Messe München als ein Unternehmen, das mindestens auf Superhelden-Niveau arbeitet. Ist das nicht ein bisschen zu dick aufgetragen? Die Auflösung folgt umgehend: „Wir mussten gerade ein bisschen schmunzeln“, sagt Stefan Rummel: „Den Film haben wir zur Weihnachtsfeier für die Mitarbeiter produziert.“ Über 600 Beschäftigte hat die Messe. Spätestens nach einer Stunde weiß man im Raum, dass die Kolleginnen und Kollegen der Corporate Communication viel Aufwand für ihre externe und interne Kommunikation betreiben.

Die Ausführungen von Christine von Breitenbuch, Exhibition Direktorin der IAA Mobility, sind nicht weniger professionell, aber kürzer. Dabei fällt auf: Das Wort „Auto“ kommt ihr extrem selten über die Lippen. Dabei wird die Messe vom Verband der Automobilindustrie ausgerichtet und trägt die traditionsreiche Internationale Automobil-Ausstellung als Abkürzung im Namen. Das Wort „Mobilität“ fällt dafür sehr oft, ebenso wie „Vernetzung“, „Austausch“ und „Veränderung“. Fast hat man den Eindruck, als ginge es bei der Veranstaltung um eine Art öffentliches Brainstorming für die Verkehrswende, statt um Produkte von Audi, BMW, Mercedes und Co., gegen die Klimaaktivist:innen protestieren wollen. Das fällt auch dem Publikum auf, das Christine von Breitenbuch schließlich doch noch das Statement entlockt, dass aus 123 Jahren „Auto“ natürlich nicht plötzlich „Mobilität“ wird.

Der Personalbedarf in der Kommunikationsabteilung wächst

Der Pressesprecher der Messe München Willi Bock knüpft schließlich zumindest im Scherz die Verbindung zum Sakralen: „In der Corporate Communication sind wir quasi die Messdiener der Geschäftsführung.“ Darauf, wie viele Menschen dort arbeiten, will er sich nicht festlegen, da die aktuelle Zahl schon morgen veraltet sein könnte – nach den Corona-Jahren baut die Messe München in ihren beiden Kommunikationsabteilungen wieder Stellen auf. Die Aufgaben dieser Messdiener sind jedenfalls vielfältig, zählt Director Corporate Marketing & Communications Carola Hesse auf: Von Intranet und Townhall-Meetings für Mitarbeiter:innen, über Social Media und Website, bis zu Besuchen von Politiker:innen und dem 60-jährigen Jubiläum 2024.

Schwierig sei es, denn Journalisten zu erklären, dass die Messe München GmbH und die einzelnen Messe-Marken der Messe München, zwei verschiedene Baustellen seien, erklärt Willi Bock. Die für die Messen zuständigen Kolleginnen und Kollegen vergleicht er mit spezialisierten Fachjournalist:innen, teils seien auch Agenturen für einzelne Messen zuständig. Und dann kommt der ehemalige Redakteur der Abendzeitung und des Münchner Merkurs noch ein wenig ins Plaudern über Gemeinsamkeiten und Unterschiede seines Sprecher-Berufs mit dem des Journalisten. Man erfährt, dass er das Wort „Abstimmungsschleife“ erst lernen musste, wie ihm sein journalistischer Hintergrund hilft, die Bedürfnisse der Journalist:innen zu erkennen und dass er immer noch die interessanten Geschichten hinter den kalten Fakten sucht, oft Monate im Voraus.

Die Veranstaltung ist mittlerweile in eine lockere Gesprächsrunde übergangen. Dabei kommt auch die PR-Managerin der IAA Mobility Bettina Mayer zum Verhältnis von Influencer:innen und Journalist:innen zu Wort. Für Sie müsse die Relevanz nachgewiesen werden, nicht die Berufszugehörigkeit. Zum Schluss wird Willi Bock auf Nachfrage zu einem Vorfall um einen Konzertveranstalter auf dem Messegelände deutlich: Wer Pressevertreter beleidigt und ihnen die Akkreditierung entzieht, weil ihm deren Berichterstattung über seine Veranstaltung nicht passt, habe dort nichts verloren. Das hört man gern. Mit zufriedenen Gesichtern verlassen die BJV-Kolleginnen und Kollegen nach rund drei Stunden die heiligen Hallen der Messe München oder verweilen noch etwas zum Netzwerken. Denn so nahe kommt man den Verantwortlichen auf keiner offiziellen Pressekonferenz.

Benedikt Frank

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