Bayerns Pressefoto des Jahres 2021: Gläserner Landtag
Foto: Sven Hoppe

Presse

Pressemitteilung: Der gläserne Landtag

Pressefoto Bayern 2021: Die Siegerinnen und Sieger. Ihre Bilder.

München, 08.12.2021

Eine Jury des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) hat eine Aufnahme des dpa-Fotografen Sven Hoppe aus München zum Pressefoto des Jahres 2021 gekürt. Das am 30. Oktober 2020 im Bayerischen Landtag aufgenommene Siegerbild mit dem Titel „Gläserner Landtag“ zeigt den Plenarsaal im Münchner Maximilianeum.

Durch Plexiglasscheiben spucksicher voneinander getrennt, verfolgen 205 Abgeordnete am 30. Oktober 2020 die Regierungserklärung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), in der er die von den Ländern beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verteidigt. Nun sieht es im Plenum ein bisschen so aus wie in einem Call-Center. In der Teleobjektiv-Aufnahme legt sich ein grafisches Muster der Glasscheibenkanten, an denen sich das Licht bricht, über die Szene.

„Es ist ein Corona-Bild jenseits der üblichen Motive, die uns im Hinblick auf Covid19 zumeist begegnen. Der Fotograf des Pressefotos des Jahres 2021 hat in seinem Bild erreicht, was alle Fotografinnen und Fotografen gerne erreichen möchten. Die perfekte Synthese aus Form und Inhalt“, urteilte die Jury.

Der 42-jährige Gesamtsieger aus München, der als fest angestellter Fotograf für die Deutsche Presseagentur (dpa) im Landesbüro Bayern arbeitet, erhält ein Preisgeld von 2500 Euro.

Aufgrund der Corona-Auflagen konnte die Ehrung der acht Preisträgerinnen und Preisträger nicht im Dezember 2021 stattfinden. Sie werden nun am 30. März 2022 im Literaturhaus München ausgezeichnet. Bereits zum zehnten Mal wurde ein Newcomer Award vergeben.  

Ilse Aigner, Landtagspräsidentin und Schirmherrin des Wettbewerbs, betrachte das Siegerfoto „mit ambivalenten Gefühlen“, schreibt sie im Vorwort des Ausstellungskatalogs. „Zum einen steht das Foto mit durch Scheiben getrennten Abgeordneten für den historischen Ausnahmezustand. Andererseits symbolisiert das Foto Stärke, die Stärke unserer Demokratie.“ Auch inmitten einer unübersichtlichen, teils chaotischen globalen Krise sei die Demokratie nicht stillgestanden. „Sie war nie im Shutdown!“  

Die Jury hatte die Wahl unter mehr als 850 Fotos von Fotografinnen und Fotografen aus allen Medienbereichen und Regionen Bayerns, darunter 121 aus der Rubrik Newcomer Award. Der zum 22. Mal vom BJV ausgerichtete Wettbewerb Pressefoto Bayern würdigt die Arbeiten von Bildjournalistinnen und -journalisten, die das Zeitgeschehen im Bild festhalten und damit aussagekräftige Dokumente über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus schaffen. Gleichzeitig will der BJV damit Aufmerksamkeit auf die schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen für feste und vor allem freie Pressefotografinnen und -fotografen lenken.

Bitte beachten Sie die Sperrfrist: Mittwoch, 8. Dezember 2021, 6 Uhr

Hinweis für die Redaktionen:

Alle Siegerbilder (honorarfreier Download für redaktionelle Zwecke) finden Sie am Mittwoch, 8. Dezember ab 6 Uhr auf der BJV-Homepage unter bjv.de/pressefoto. Außerdem ist dort ein Download des zur Ausstellung Pressefoto Bayern 2021 erschienenen Katalogs im pdf-Format möglich.

Kontakt: Maria Goblirsch, Bayerischer Journalisten-Verband e.V.,
E-Mail: presse@bjv.de
Telefon: 0171 6876973.

Die Siegerinnen und Sieger des Wettbewerbs Pressefoto 2021 und ihre Bilder

Sieger Serie
Werner Bachmeier aus Ebersberg
Titel: im Homeoffice
Der freie Fotograf (Schwerpunkt Reportagen zu Mensch, Arbeit, Wirtschaft, Bildung und Soziales) hat im Rahmen eines von der Verwertungsgesellschaft (VG) Bild-Kunst geförderten Projektes ein Jahr lang Menschen aus unterschiedlichen Berufen in ihrem Homeoffice-Alltag begleitet.
Im Homeoffice ist auf beschränktem Raum im Dreiklang von Job, Familie und Freizeit Kreativität gefragt. Küche oder Wohnzimmer werden zum mobilen Arbeitsplatz, wo oft gleichzeitig auch noch die Kinder betreut werden müssen oder für die Fitness trainiert wird. Entstanden ist die Serie von November 2020 bis Oktober 2021 in München, Grafing und Ebersberg.  
Der Sieger erhält als Preis eine Leica Kamera.
Die Begründung der Jury: Werner Bachmeiers dichte und technisch perfekt umgesetzte Serie über Menschen im Homeoffice zeigt die Provisorien dieser Behelfsbüros. Die Sicht auf die Welt der provisorischen Wohnbüros fasziniert durch ihre Vielfalt und den Blick durchs „Schlüsselloch“.

Siegerin Bayern Land & Leute
Alessandra Schellnegger aus München
Titel: Frei-Bier
Die überwiegend für die Süddeutsche Zeitung tätige freie Fotografin aus München besuchte am 12. Mai 2021 den Münchner Hirschgarten. An diesem Tag durfte die Außengastronomie in Bayern wieder unter Hygieneregeln bis 20 Uhr öffnen. Vor dem Biergarten wurde ein Container-Testzentrum eingerichtet, um spontane Besuche zu ermöglichen. Je nach Inzidenz brauchten die Gäste neben Abstandsregel und dem Tragen des Mund-Nasenschutzes auch einen negativen Testnachweis, um mit Personen außerhalb des eigenen Hausstandes einkehren zu dürfen.
Dieser Sonderpreis der Bayernwerk AG ist mit 1000 Euro dotiert.
Die Begründung der Jury: Der inhaltliche Kontrast und die Strenge der Komposition faszinierten die Jury. Bayerische Biergarten-Gemütlichkeit vereint sich in einer großartig coolen, gestalterischen Komposition mit Science-Fiction.

Sieger Tagesaktualität
Johannes Hauser aus Ingolstadt
Titel: Silvester im Lockdown
Zum Jahreswechsel 2019/2020 begleitete der Fotograf und Redakteur des Donaukurier zwei Polizisten auf ihrer Streife durch die menschenleere Ingolstädter Ludwigstraße. Zwischen 21 und 5 Uhr galt dort eine Ausgangssperre. Das Abbrennen von Pyrotechnik stellte keinen unabweisbaren Grund dar, die Wohnung zu verlassen. Es war verboten, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken. Und das wurde auch kontrolliert.
Dieser Sonderpreis der Presseversorgung ist mit 1000 Euro dotiert.
Die Begründung der Jury: Zwei Polizisten patrouillieren durch die weihnachtlich geschmückte Altstadt von Ingolstadt. Der Lockdown und die Ausgangssperre haben die Straße leergefegt. Diese Leere, die feierliche Beleuchtung und die beiden einsamen Polizisten symbolisieren in den Augen der Jury auf gespenstische Weise den Ernst der Lage.

Sieger Umwelt & Energie
Erich Weichelt aus Planegg
Titel: Baumbesetzung
Der für diverse Medien und das Stadtarchiv München tätige freie Journalist hat im Forst Kasten bei Neuried (Landkreis München) Bayerns erste Baumbesetzung dokumentiert. Demonstrierende haben am 9. Juni 2021 zwei Bäume bestiegen, um gegen die drohende Rodung von knapp zehn Hektar Wald für den Kiesabbau zu protestieren. Der 32jährige Mathematik-Dozent Dr. Ingo Blechschmidt gibt vom Holzplateau in gut sieben Meter Höhe einer Reporterin des Bayerischen Rundfunks ein Interview.
Dieser Sonderpreis der Bayernwerk AG ist mit 1000 Euro dotiert.
Die Begründung der Jury: Schönes Licht, wunderbar komponiert und dabei herrlich absurd: Die Reporterin des Bayerischen Rundfunk streckt dem maskentragenden Baumbesetzer, der auf einer sieben Meter hohen Plattform im Kastener Forst hockt, ihr Mikrofon und den Rekorder entgegen, als würde sich durch den geringen Raumgewinn eine Verbesserung der Tonaufnahme erreichen lassen. Ein Bild zum Schmunzeln.

Sieger Sport
Sebastian Beck aus München
Titel: Tafel mit Taktik
Auf seiner langen Suche nach dem schlechtesten Fußballverein Bayerns ist der Ressortleiter der Bayernredaktion und Reporter in der Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung im September 2021endlich fündig geworden. Am 5. September besuchte er das Spiel des TSV Böbrach e.V. (Landkreis Regen), der in der A-Klasse mit Null Punkten und 1:179 Toren den letzten Platz belegt. Die Taktiktafel im Vereinsheim blieb an diesem Tag unbenutzt, denn die Taktik der Mannschaft ist ohnehin ziemlich simpel: Es geht darum, die Zeitspanne zwischen zwei Gegentoren möglichst lang auszudehnen. Foto aus der Serie „TSV Böbrach“. 
Dieser Sonderpreis des Sparkassenverbandes Bayern beträgt 1000 Euro.
Die Begründung der Jury: Das planlose Durcheinander der zusammengestellten Tische und Stühle im Vereinsheim des Dauerverlierers TSV Böbrach trifft in diesem Bild auf die Tafel eines Fußballfeldes, an dem Magneten suggerieren, dass darauf irgendwann einmal planvoll Strategie und Taktik entwickelt wurden. Das ist vordergründig weit weg vom Fußballplatz, aber auf bizarre und wunderbare Weise auch wieder ganz dicht dran. Ein ungewöhnliches Sportbild.

Sieger Kultur
Matthias Merz aus Bamberg
Titel: Stillstand
Der mit Schwerpunkt Porträt, Event und Reportagen für diverse Medien arbeitende freie Bildjournalist besuchte am 7. Mai 2021 das Kulturzentrum im ehemaligen Elektrizitätswerk Erlangen, das mit rund 250.000 Besuchern im Jahr zu den großen regionalen Veranstaltungszentren zählt. Während der Corona-Pandemie finden dort zeitweise keine Konzerte statt. Das Siegerfoto zeigt einen Veranstaltungstechniker im leeren Saal des E-Werks. Foto aus der Serie „Stillstand“.
Dieser Sonderpreis der Bayerischen Landesbank ist mit 1000 Euro dotiert.
Die Begründung der Jury: Die Szene beeindruckt durch ihren Surrealismus und die Strenge der Komposition. In dem leeren Veranstaltungssaal des Erlanger E-Werks sitzt ein Mann in kariertem Hemd in dem kleinen Verschlag, von dem aus normalerweise die Licht- und Tontechnik gesteuert wird. Aber hier gibt es nichts zu beschallen und nichts zu beleuchten. Corona hat den Konzertsaal verwaisen lassen.

Siegerin Newcomer Award
Sophie Linckersdorff aus München
Titel: Das Sorgenheim
Die Fotografin dokumentiert in ihrer im Mai 2021 in Landshut entstandenen Serie, wie Menschen unterschiedlichen Alters um Angehörige trauern, die sich mit dem Corona-Virus infiziert haben und daran verstorben sind. Sophie Linckersdorff studiert Fotodesign mit Schwerpunkt Bildjournalismus an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München. Mit 21 Jahren ist sie die jüngste Preisträgerin des Wettbewerbs. Im Jahr 2020 gewann sie die Kategorie Bayern – Land & Leute. Neben dem Studium arbeitet sie freiberuflich u.a. für Getty Images, die Süddeutsche Zeitung und sz photo
Das Preisgeld bei dem von der Presseversorgung gestifteten Newcomer Award beträgt 1000 Euro.
Die Begründung der Jury: Auch in der Arbeit von Sophie Linckersdorff geht es um Corona. Verlust und Trauer sind in der Arbeit der jungen Fotografin berührend eingefangen, ohne jeglichen Anflug von Voyeurismus.

Pressefoto des Jahres 2021
Sven Hoppe, München
Titel: Gläserner Landtag
Das am 30. Oktober 2020 im Bayerischen Landtag aufgenommene Foto mit dem Titel „Gläserner Landtag“ zeigt den Plenarsaal im Münchner Maximilianeum während einer Sitzung des Bayerischen Landtags. Plexiglasscheiben zwischen den einzelnen Sitzplätzen sollen die Parlamentarier schützen. Einer neuer Blickwinkel für die Fotograf*innen. In der Teleobjektiv-Aufnahme legt sich ein grafisches Muster der Glasscheibenkanten, an denen sich das Licht bricht, über die Szene.
Sven Hoppe studierte Biologie und promovierte. Neben dem Studium war er als freier Fotograf für verschiedene Zeitungen tätig. Nach einem Foto-Volontariat bei der dpa arbeitet er seit Oktober 2013 als fest angestellter Fotograf im Landesbüro Bayern.
Der Preis für das Pressefoto des Jahres 2021 wird vom Bayerischen Journalisten-Verband gestiftet und ist mit 2500 Euro dotiert.
Die Begründung der Jury: Es ist ein Corona-Bild jenseits der üblichen Motive, die uns im Hinblick auf Covid19 zumeist begegnen. Der Fotograf des Pressefoto des Jahres 2021 hat in seinem Bild erreicht, was alle Fotografinnen und Fotografen gerne erreichen möchten. Die perfekte Synthese aus Form und Inhalt.

Der BJV dankt den Unterstützern des Wettbewerbs Pressefoto Bayern 2021:
Dem Bayerischen Landtag, der Bayerischen Landesbank, der Bayernwerk AG, CEWE, dem Flughafen München, der Himmer GmbH Druckerei und Verlag, der Leica Camera AG, der Presseversorgung, der PicDrop GmbH sowie dem Sparkassenverband Bayern.

Instagram-Seite zu Pressefoto Bayern
instagram.com/pressefotobayern

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