Fachgruppe Rundfunk

Tarifinformation - Bewertung des BR-Angebots

Die Angebote des Bayerischen Rundfunks sind nicht akzeptabel

München, 07.10.2022

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir hatten euch versprochen, euch eine ausführliche Bewertung der beiden Angebotspakete vom 30.9. nachzuliefern. Zwischenzeitlich hat der BR sein Angebot selbst im Intranet veröffentlicht und ihr konntet euch bereits einen ersten Eindruck machen.

Eines vorweg: Keines der beiden BR-Angebote ist akzeptabel für uns.

Der BR übertitelt seine Angebote mit dem Schlagwort „rascher Inflationsausgleich“ – wird diesem Schlagwort allerdings nicht gerecht, denn die Inflation kann nur durch eine dauerhafte, das heißt tabellenwirksame Erhöhung ausgeglichen werden, nicht aber durch eine Einmalzahlung. Diese ist angesichts der hohen Energie- und Lebensmittelpreise höchstens ein Tropfen auf dem heißen Stein. Im Geldbeutel fehlt die lineare Erhöhung dann aber künftig: Bei gestiegenen Abschlagszahlungen, dem immer teurer werdenden Wocheneinkauf und den kostenintensiveren Lebenshaltungskosten.

Angesichts der unabsehbaren wirtschaftlichen Entwicklungen, davongaloppierenden Energiepreisen und stetig steigenden Kosten, wäre es fahrlässig ein Paket abzuschließen, dessen Einmalzahlung nicht einmal eure bisher bereits angefallenen Mehrkosten deckt und keine dauerhaft wirkende Erhöhung beinhaltet: Die Preise bleiben wohl dauerhaft erhöht. Mit einem solchen Abschluss würden wir uns die Möglichkeit nehmen, geänderte wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen zeitnah aufzunehmen und für euch entsprechend neu zu verhandeln.

Ein Abschluss, der für 12 Monate Laufzeit lediglich eine Einmalzahlung vorsieht, ist selbstverständlich nicht akzeptabel, denn er verursacht zwangsläufig einen dauerhaften Kaufkraftverlust eurer Einkommen.

Auch das 24-Monatspaket stellt sich in unserer Bewertung nicht besser dar: Zwar ist die angebotene Einmalzahlung mit 2.400€ bis 2.600€ (Azubis und Volos 1.200€) fast doppelt so hoch, aber im ersten Laufzeitjahr soll es nach wie vor keine lineare Erhöhung geben. Die für das zweite Laufzeitjahr angebotene lineare Erhöhung von 2,8% ist viel zu niedrig, denn sie müsste ja die Teuerung von zwei Jahren ausgleichen: Aktuell liegt die Teuerungsrate pro Jahr ja bereits bei etwa 10%, zusammen für zwei Jahre bräuchte es voraussichtlich also weit mehr als 10%!

Die Gewerkschaften verschließen sich dabei nicht der Argumentation, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk gerade unter medialem Rechtfertigungsdruck steht – aber es sind nicht die Einkünfte der einfachen Angestellten und Freien, die in die Kritik geraten sind, sondern die der Direktoren und Intendanten: Über diese verhandeln wir aber überhaupt nicht.
Die gesellschaftspolitische Kritik darf nicht als Vorwand dienen, Äpfel mit Birnen zu vergleichen und für euch die verdiente – und dringend benötigte – lineare Erhöhung zu verweigern. Wir bleiben daher bei der Forderung eines Abschlusses auf 12 Monate. Wir sind gesprächsbereit bei der Frage nach einer Einmalzahlung als Ausgleich für die bereits seit April aufgelaufenen Leermonate, nicht jedoch als Ersatz einer linearen Erhöhung im ersten Laufzeitjahr: Diese kann später kommen, darf aber nicht gänzlich wegfallen. Von unserer grundsätzlichen Forderung eines dauerhaft wirkenden Inflationsausgleichs weichen wir nicht ab.

Zusätzlich hat der BR weitere „Pakete“ geschnürt:
Die Gewerkschaften begrüßen explizit, dass sich der BR Gedanken zum Thema Entlastung der Beschäftigten gemacht hat. Die konkrete Ausgestaltung erscheint uns allerdings noch schwammig. Insbesondere hätte der BR auch jetzt bereits die Möglichkeit, unbezahlte Urlaubstage großzügiger zu gewähren.

Uns ist bewusst, dass viele Beschäftigte ein Interesse an einer Altersteilzeit-Regelung haben – gerne treten wir dazu in eurem Sinne in Gespräche ein, wir werden diese aber nicht gegen eure Interessen erkaufen.

Auch der „Solidarpakt für den Nachwuchs“ verfehlt nach unserer Auffassung inhaltlich, was er dem Namen nach verspricht: Anstatt jungen Beschäftigten die echte, langfristige Perspektive zu bieten, für die der BR für viele Jahre als Arbeitgeber bekannt und geschätzt war, soll eine Verlängerung der sachgrundlosen Befristungsmöglichkeit stattfinden. Wir halten dies grundsätzlich für ein falsches Signal in Richtung Ausweitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Mit dem Gegenteil würde ein Schuh draus: Wer bloß befristet beschäftigt wird, sollte einen finanziellen Ausgleich für die dadurch verursachte prekäre Lage erhalten.

Bezüglich des neuen Honorierungssystems haben die Gewerkschaften BJV und ver.di noch nicht die Gelegenheit gehabt alle notwendigen Änderungen an dem vom BR einseitig eingeführten System vorzubringen. Zum aktuellen Verhandlungsstand halten wir das Honorierungssystem deswegen nicht für tarifierbar. Wir haben uns mit dem BR darauf verständigt, dass wir weiter über die konkrete Ausgestaltung der redaktionellen Mitarbeit verhandeln – mit heißer Nadel werden wir das aber nicht noch schnell bis „Mitte Oktober“ zusammenstricken!

Was noch fehlt - Angebote zu Themen rund um unsere BR Klangkörper
Das Angebot des BR beschäftigt sich in keinem Punkt mit klangkörperspezifischen Themen, obwohl die relevanten Probleme spätestens seit Verhandlungsauftakt dem BR bekannt sein dürften. Die Kolleg:innen des Symphonieorchester des BR, des Münchner Rundfunkorchesters und insbesondere des Chores des BR haben im Vergütungsvergleich zu ihren Kolleg:innen bei den Münchner Philharmonikern, dem Bayerischen Staatsopernorchester, den Bamberger Symphonikern seit längerem das Nachsehen. Dies wirkt sich längst auf die Chancen bei der Gewinnung von neuen hochqualifizierten Spitzenmusiker:innen aus.

Die vorgelegte minimale tabellenwirksame Erhöhung von etwa 2,8% bei einer Laufzeit von 24 Monaten kann bei Ausbleiben einer zusätzlichen und zukünftig wirkenden Verbesserung der Vergütung des Symphonieorchesters des BR, des Münchner Rundfunkorchesters und des Chors des BR nicht akzeptiert werden.

Kurzum, die Gewerkschaften ver.di;BJV und unsisono (vormals DOV) lehnen beide Angebotsvarianten ab.

Die nächste Vergütungsrunde findet am 19.10.2022 statt. Am Verhandlungstisch kommen wir wohl ohne zusätzlichen Druck nicht weiter! Daher wird es notwendig sein sich zu zeigen. Bitte beteiligt euch bis dahin noch an der von BJV und ver.di initiierten Umfrage – denn nur so können wir realistisch abschätzen, wie wir euren Interessen zusammen mit euch Nachdruck verleihen können.

https://www.surveymonkey.de/r/BR-GTV22_SMW

 

Eure
Verhandlungsdelegationen von DOV, BJV und ver.di

 

Der BJV hat folgende Tarifforderung aufgestellt:

Festangestellte:

  • Erhöhung der Gehälter in einem Gesamtvolumen von 6 % bei einer Laufzeit von 12 Monaten.

12a Freie:

  • Erhöhung der effektiv gezahlten Honorare, Lizenzen, Gagen sowie Vertragspauschalen um 6 % und eine ebensolche Erhöhung der Mindest- und Höchsthonorare des Honorar-rahmens bei einer Laufzeit von 12 Monaten; entsprechende Erhöhung der Cluster.
  • Verbesserung der Fortbildungsmöglichkeiten für Freie Mitarbeiter und Erhöhung der Fortbildungsvergütung.
  • Angleichung der Tageshonorare der festen Freien an die Tagessätze der vergleichbaren Festangestellten.

Volontär*innen:

  • Erhöhung der Vergütung um 6 %, mindestens aber 100 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten

 

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