Jetzt muss etwas für uns rüberkommen! Streikende Kolleginnen und Kollegen von "Fränkischer Landeszeitung", "Nürnberger Nachrichten" und "Nürnberger Zeitung" am Mittwoch vor dem Streiklokal K4-Kulturgarten in Nürnberg
Foto: Wolfgang Grebenhof

BJV-Geschäftsstelle

Wir streiken!

Rund 500 Journalisten zeigten den Tageszeitungs-Verlegern die Rote Karte – Kommentar von Wolfgang Grebenhof

Ulm, Berlin, München, 28.06.2016

+++ Aktualisierung II, 29.06.2016: „Mit Almosen lassen wir uns von den Verlegern nicht abspeisen!“ An die 100 Kolleginnen und Kollegen von Nürnberger Nachrichten, Nürnberger Zeitung und Fränkischer Landeszeitung trafen sich heute zum Streik im K4-Kulturbiergarten.

+++ Aktualisierung I, 29.06.2016: Sehr klare Worte zum Verhalten der Verleger äußert Wolfgang Grebenhof, stellvertretender DJV-Vorsitzender und Vorsitzender der Fachgruppe Tageszeitungen im BJV, im DJV-Blog: Tarifverhandlungen: Wir sind sauer – stinksauer.

Dicke Luft vor der fünften Tarifrunde (Mittwoch, 29.6. ab 12 Uhr, in Berlin) bei den Redakteuren deutscher Tageszeitungen! Rund 500 Journalistinnen und Journalisten aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zeigten bei einer gemeinsamen Kundgebung von DJV und Verdi auf dem Ulmer Marktplatz den Verlegern die rote Karte.

Allein aus Bayern waren 200 Kolleginnen und Kollegen dem Aufruf der Gewerkschaften in die Münsterstadt gefolgt. Seit Dienstagmorgen bis Mittwochabend befinden sich die Redaktionen der folgenden Tageszeitungen im Warnstreik: Allgäuer Zeitung, Augsburger Allgemeine, Süddeutsche Zeitung, Münchner Merkur mit allen Außenredaktionen, tz, Fränkische Landeszeitung, Nürnberger Zeitung, Nürnberger Nachrichten, Neuer Tag Weiden, Amberger Zeitung, Main Echo, Oberbayerisches Volksblatt (bereits seit Montagabend bis Dienstagabend). Warnstreiks gibt es auch beim Nordbayerischen Kurier (Dienstag) und Frankenpost (Dienstag und Mittwoch), beide Redaktionen werden sich über die Situation nach Übernahme von Anteilen des Nordbayerischen Kurier durch Gesellschafter der Frankenpost austauschen.

Der BJV-Vorsitzende Michael Busch sagte, er sei begeistert, wie viele gekommen seien. Er dankte besonders den Volontären, die sich beteiligt haben und zeigte „Null Verständnis“ für die Kolleginnen und Kollegen, die zwar vom Tarif profitieren wollen, „aber ihren Hintern nicht hoch bekommen“, wenn gestreikt wird. Das sei „feige“.

Streik als Notwehr
DJV-Geschäftsführer Kajo Döring rief den 500 Streikenden zu: „Wir wollen mehr, das magere Angebot kann nicht so stehen bleiben. Wir müssen einen Leidensdruck aufbauen, die Verleger reagieren nur, wenn es weh tut“. Döhring betonte, der Streik bleibe eine „Notwehr“, aber das einzige Mittel, „was uns Verhandlern den Rücken stärkt“. Ein Abschluss morgen sei nur in angemessener Höhe und für eine kurze Laufzeit denkbar (statt der bisher gebotenen 4 Prozent und drei Jahre Laufzeit).

Leidenschaftliche Journalisten
Der stellvertretende Bundesvorsitzende Wolfgang Grebenhof bezeichnete das bisherige Angebot der Verlegerseite als eine „bodenlose Frechheit“. Die Verleger ignorierten schlichtweg den wachsenden Druck, der in immer mehr ausgedünnten Redaktionen herrsche.

„Es geht letztlich um die Zukunft unseres journalistischen Berufes – und das ist für mich immer noch der geilste Beruf, den ich kenne“, sagte Grebenhof unter großem Beifall. Die Kundgebung in Ulm sei „ein tolles Signal, das von Süden aus ins Land hinaus geht“. Zum Ende der Kundgebung zeigten die Streikenden den Verlegern im Stil eines Fußball-Schiedsrichters die rote Karte. Auch in Nordrhein-Westfalen traten heute zahlreiche Tageszeitungs-Journalisten in den Ausstand.

Weitere Streiks sind möglich
BJV-Geschäftsführerin und Verhandlungsführerin Jutta Müller wertete die Ulmer Kundgebung als ein erfreuliches Zeichen. Die 500 Teilnehmer hätten eindrucksvoll gezeigt, dass sie bei der morgigen Verhandlung ein angemessenes Tarifangebot von den Verlegern erwarteten. Mit dieser Rückenstärkung ginge sie nun in die fünfte Verhandlungsrunde. Für den Fall, dass die Verleger kein angemessenes Angebot vorlegen, würden die Warnstreiks fortgesetzt.

Unsere Forderungen
Anhebung der Gehälter und Honorare für Redakteurinnen und Redakteure sowie arbeitnehmerähnliche Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen in Höhe von 4,5 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten sowie eine angemessene Zulage für diejenigen Volontärsausbilder, die nur bis zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit der Betreuung von Volontären widmen.

Das Angebot der Verleger
Das in der vierten Tarifrunde vom 15. Juni vorgelegte Angebot der Verlege sieht bei einer Laufzeit von 36 Monaten in drei Schritten ein Volumen von insgesamt  4 Prozent vor. „Die Verleger haben sich leider nur in Trippelschritten vorwärts bewegt. Zwar ist das Angebot eine leichte Verbesserung, bleibt in dieser Form aber unannehmbar“, sagte DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring.

Streikgeld
Informationen zum Beantragen von Streikgeld für Festangestellte und freie Journalisten finden Sie hier.

Weitere Informationen
Wir halten Sie auf unserer Website (Schlagwort #tvtz16) und bei Twitter und Facebook auf dem Laufenden, der Hashtag lautet #tvtz16.

Schlagworte:

Tageszeitungen | Tarifrunde | #tvtz16

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