11.05.2021
Pressefreiheit 2021 in Gefahr: Woher rührt der Hass auf Journalisten?
Bild zeigt Mann, der bei einer Demonstration mit dem Finger direkt auf die Kamera des Fotografen zeigt
Erster Preis für die taz-Kollegin Anne Fromm und die freie Journalistin Sarah Ulrich: „Unter Druck“
BJV-Wettbewerb zum Tag der Pressefreiheit. Die Siegerinnen und Sieger.
Erster Platz für die taz-Kolleg*innen Anne Fromm und Sarah Ulrich
Eine Jury des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) hat den in der taz vom 23. März 2021 veröffentlichten Artikel „Unter Druck“ der Autorinnen Anne Fromm (@afro268) und Sarah Ulrich (@ulrich_srh) mit dem ersten Preis des bundesweit ausgeschriebenen BJV-Wettbewerbs zum Tag der Pressefreiheit 2021 ausgezeichnet.
Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten hat massiv zugenommen. Vor allem bei Querdenker-Demos kommt es immer wieder zu Übergriffen. Die Medienredakteurin Anne Fromm und die freie Journalistin Sarah Ulrich, Landeskorrespondentin der taz für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, gehen in ihrem Artikel der Frage nach dem Ursprung des wachsenden Hasses auf die Presse auf den Grund. Wie kann es sein, so fragen sie, dass mehr Menschen denn je den Medien vertrauen, Journalistinnen und Journalisten aber gleichzeitig auf so viel Gewalt und Ablehnung stoßen wie noch nie?
„Der Beitrag dokumentiert nicht nur die Entwicklung und den Status quo in Deutschland und der Welt, sondern setzt sich auch mit den Hintergründen dazu auseinander. Eine fundierte und längst fällige Analyse – volle Punktzahl!“, lautet das Urteil der Jury. Die Autorinnen erhalten für ihren Artikel ein Preisgeld von 1500 Euro.
Zum Beitrag:
Zweiter Platz für BR-Reporter Christian Orth
Christian Orth (@Chrismedial), Reporter und Moderator beim BR hat sich an ein heikles Thema gewagt. Heikel deshalb, weil der Hauptakteur dieses Beitrags, Georg Friedrich Prinz von Preußen, Oberhaupt des Hauses Hohenzollern, schon einige Journalisten wegen ihrer Berichterstattung über ihn abmahnen oder verklagen ließ. Orth berichtet in seinem Audiobeitrag „Hohenzollern gegen Journalisten – jedes Wort zählt“ für das Medienmagazin des Bayerischen Rundfunks (Sendung vom 12. Juli 2020) darüber, dass nur wenige aus Angst reden. Und wie eine Rechtshilfe gegen dieses Abmahngebaren entstand – der „Prinzenfonds“, der aus Spenden finanziert wird.
Orth erwähnt in seinem Beitrag auch, wie mutig und letztlich ungestraft der Satiriker Jan Böhmermann sich der Thematik widmete und kommt nach kritischen Fragen an den Hohenzollern-Anwalt Markus Hennig zu dem Schluss: Was presserechtlich möglich ist, wird vom Anwalt auch ausgeschöpft.
Für diesen Hörfunkbeitrag zeichnet der BJV den BR-Redakteur mit dem zweiten Preis aus. Das Preisgeld beträgt 750 Euro. „Der Autor verdeutlicht auf unterhaltsame und auch für den Laien verständliche Weise, welche negativen Auswirkungen die geschilderte Klagefreudigkeit auf den kritischen Journalismus haben kann“, urteilte die Jury.
Zum Beitrag: Audio: Text: bjvlink.de/prinzenfonds-text
Dritter Preis geht an Team 27 der Axel Springer Akademie
Den dritten Platz vergab der BJV an 17 Journalistinnen und Journalisten der Axel Springer Akademie (jetzt: FreeTech – Axel Springer Academy of Journalism and Technology, @freetechacademy), in Berlin und ihr Abschluss-Projekt „Hongkong Diaries – Wie es sich anfühlt, Freiheit zu verlieren“. Dieses „Team 27“ begleitete vier Hongkonger live in ihrem Kampf für die Demokratie.
Drei Protagonisten aus Hongkong, darunter eine Journalistin, filmen sich selbst und werden vom Team 27 im öffentlichen Leben begleitet. Dadurch, dass sogar bei Demonstrationen gegen die Diktatur die Kamera beim gewaltsamen Eingriff der Polizei nicht ausgeschaltet wird, gelingt ein hautnahes und authentisches Bild der Unterdrückung der Meinungsfreiheit und des freien Lebens unter der chinesischen Regierung.
Dieses Tagebuch haben die Akademie-Absolventinnen und Absolventen auf Video und auf ihrer Website veröffentlicht. Das Preisgeld beträgt 500 Euro.
„Die Hongkong Diaries zeigen in beeindruckender und bildstarker Weise, wie sehr Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und eine funktionierende Demokratie bzw. deren Niedergang, zusammenhängen. Der Film zeichnet sich durch seine innovative Machart und eine außerordentliche Bildgestaltung aus“, lautet das Urteil der Jury.
Zum Beitrag: hongkong-diaries.com
Sonderpreis „Junger Journalismus“ geht an die Hochschule Mittweida
Zum ersten Mal hat der BJV in diesem Jahr einen Sonderpreis „Junger Journalismus“ für Journalistinnen und Journalisten in Ausbildung bis 35 Jahre ausgeschrieben. Das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro wird von der Presseversorgung gestiftet.
Die Jury vergab diesen Preis an Leon Heyde und Moritz Schloms, die im Studierenden-Magazin der Hochschule Mittweida (@hsmw) die Einflussnahme von Google auf den Journalismus untersuchten: „Wir können den moralisch sauberen Tod sterben oder wir machen unser Projekt“, lautet der Titel des dreiteiligen Dossiers.
„Die Autoren haben sehr intensiv, äußerst verständlich und nachvollziehbar aufgeschrieben, welches Verhältnis zwischen Google & Co. auf der einen Seite und dem unabhängigen Journalismus auf der anderen Seite, besteht. Sie haben sich einem Thema gewidmet, das nicht nur die Finanzierung des Journalismus beleuchtet, sondern auch darlegt, welch enormes Gefahrenpotential für die Pressefreiheit besteht. Ein Stück, das aus Sicht der Jury gelesen werden muss“, lautet die Begründung.
Der BJV-Vorsitzende Michael Busch betonte nach der Jurysitzung die hohe Qualität der Wettbewerbs-Beiträge in diesem Jahr. „Dieser bundesweite Wettbewerb setzt mit den ausgezeichneten Arbeiten ein Zeichen für die Pressefreiheit. Es freut mich besonders, dass wir in diesem Jahr so viele junge Journalistinnen und Journalisten auszeichnen können.“
Mit dem zum siebten Mal bundesweit ausgeschriebenen Preis will der BJV das Thema der Pressefreiheit an die Öffentlichkeit bringen und sie für dieses wichtige Grundrecht sensibilisieren.
Zum Beitrag:
Bitte beachten Sie die Sperrfrist: Mittwoch, 12. Mai 2021, 13 Uhr.
Kontakt:
Maria Goblirsch, Bayerischer Journalisten-Verband e.V.
E-Mail: presse@bjv.de
Telefon: 0171 6876973
Jury
In der Jury wirkten mit: BJV-Vorsitzender Michael Busch, die stellvertretende BJV-Vorsitzende Andrea Roth, Schriftführerin Anne Webert und die Vorsitzenden der Fachgruppen Bild, Thomas Geiger, sowie Online, Thomas Mrazek.
Bisherige Sieger*innen
Unter „Verwandte Artikel“ finden Sie alle Sieger*innen der vorigen Wettbewerbe von 2015 bis 2020.
Reporter ohne Grenzen für Informationsfreiheit
European Centre for Press and Media Freedom (ECPMF)
Verschlagwortete und ständig aktualisierte Links zur Pressefreiheit von Thomas Mrazek
BJV-Kommunikation