Ausgabe 1 / 2015
Arbeitszeiterfassung
Hält sich das Weltgeschehen an Dienstpläne?
Stechuhrjournalismus - das war das böse Wort, das schon vor vielen Jahren in den Redaktionen KollegInnen an den Kopf geworfen wurde, die dafür eintraten, dem Arbeitgeber nicht mehr unbezahlte Überstunden, und damit viel Geld, zu schenken und sie sich und der eigenen Familie indirekt zu stehlen. Arbeitszeiterfassung war lange Zeit ein rotes Tuch. Das störe den Redaktionsablauf, behindere Kreativität und womöglich gar die Erfüllung des öffentlichen Auftrags der freien Presse, denn die Ereignisse orientierten sich ja nicht am Dienstplan. So blieb es meist einzelnen vorbehalten, ihre Überstunden aufzuschreiben und dies abzeichnen zu lassen, um einen Ausgleich zu erhalten.
Ein Sinneswandel vollzieht sich. Zum Teil sicher, weil immer deutlicher wird, dass das hehre Anliegen des Journalismus für viele Arbeitgeber ein rotes Tuch ist. Die kümmern sich lieber um Arbeitsverdichtung, Entlassungen, Zombie-Zeitungen, hohe Renditen. Aber auch, weil immer mehr Beispiele beweisen, dass die Bedenken aufgelöst werden können. Niemand hat etwa dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Qualitätsminderung unterstellt, nur weil dort schon vor Menschengedenken Dienstpläne eingeführt wurden. In Redaktionen quer durch Deutschland entstanden dank Erfassung erstmals Dienstpläne, konnte der Betriebsrat gezielt verhandeln, weil personelle Lücken dokumentiert wurden, haben Mitarbeiter endlich die Chance, durch Überstundenabbau ein Sabbatical einzulegen. So kann man Arbeitsplätze sichern.
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von Michael Anger
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