Ausgabe 2 / 2013
Keine Angst vor Leserkommentaren
Leserforen beschäftigen die Justiz, helfen aber dem Journalismus
Ende Januar beschlagnahmte die Polizei auf Beschluss des Amtsgerichts Nutzerdaten in den Redaktionsräumen der Augsburger Allgemeinen. Vorangegangen war eine Strafanzeige des städtischen Ordnungsreferenten, der sich durch die Äußerung eines Users beleidigt fühlte. In Stuttgart wurde in einem Forum ein Sportler indirekt zum Suizid aufgefordert. Immer wieder stehen Redaktionen vor der Frage, wie sie mit den Kommentaren in den Foren umgehen. Die Augsburger übergaben die Daten unter Protest, in Stuttgart wurden die Foren offline gestellt. Die Polizeiaktion in Augsburg löste eine bundesweite Debatte aus. BJV-Geschäftsführerin Jutta Müller kritisierte die Aktion als „völlig überzogen“. Die Juristen der Allgemeinen legten Beschwerde ein. Mitte März entschied das Landgericht, dass die Beschlagnahme der Nutzerdaten rechtswidrig war. Die Äußerungen des Forennutzers seien nicht strafbar gewesen. Dem Argument, dass Forennutzer Redaktionen heute auch als Informanten dienen und ihre Daten deshalb vom Redaktionsgeheimnis besonders geschützt sein sollen, folgte das Landgericht allerdings nicht (siehe auch Online- Redakteure unter Druck, Seite 16).
Von so spektakulären Fällen rund um die Leserpartizipation blieben die meisten Medien bislang verschont. Dabei können Redaktionen und der Journalismus durchaus von der Teilnahme ihrer Leser profitieren (siehe auch „So ein Forum ist nie ganz unumstritten“, Seite 14). Dennoch gestaltet sich der Umgang mit der Nutzerkommunikation auch nach 20 Jahren Online-Journalismus immer noch schwierig.
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von Thomas Mrazek
Download:
BJV Report 2 / 2013 (pdf, 6MB)