Fachgruppe Junge
Nur der Kir Royal fehlte
Klatschkolumnist Michael Graeter zu Gast an der Münchner Uni
Wer sich dafür interessiert, wer in der Münchner Bussi-Gesellschaft was mit wem hat oder hatte, der ist bei Michael Graeter bestens aufgehoben. Täglich schreibt der gebürtige Münchner Journalist (Jahrgang 1941) für die Münchner Abendzeitung über das menschliche Treiben in jenen illustren Kreisen: „Drei Mal 45 Zeilen und drei Mal 150 Zeilen in der Woche“, erklärt Graeter den Studenten im Institut für Kommunikationswissenschaft- und Medienforschung der Münchner Uni. Die Fachgruppe Junge Journalisten hatte ihn zum Werkstattgespräch eingeladen.
Dass er 2008 rund acht Monate im Gefängnis saß, darüber klärt er die jungen Zuhörer gleich auf. Der Geschäftsführer einer seiner Firmen hatte es versäumt, Arbeitgeberanteile an die Krankenkassen zu entrichten und die Justiz machte ihn dafür haftbar. Die Bewährungsstrafe verwirkte er durch ein Verkehrsdelikt. Der bayerischen Justiz sei er deswegen noch heute gram.
Nicht einverstanden ist er auch mit der Arbeitsweise seiner heutigen Kollegen im Klatschmetier: „Die Bubis kennen mehr die Tasten ihrer Laptops“, ramentert Graeter. Dabei käme es doch darauf an, die Menschen zu kennen. Um in München an Klatschgeschichten zu kommen müsse man die entscheidenden Leute in der Gesellschaft kennen. Und um sich dieses Netzwerk aufzubauen, brauche man mindestens drei bis vier Jahre harter Arbeit. Geschäftsgrundlage für ihn sei es, dass die Menschen Vertrauen zu ihm haben. Andererseits verfolgten die Leute natürlich auch ihre eigenen Interessen, um mit dieser oder jener privaten Information in den Klatschspalten zu erscheinen oder eben auch mal nicht. Da sei vor allem sein Gespür gefragt.
Für Helmut Dietls Filmreihe Kir Royal war Graeter die Vorlage für den Klatschreporter Baby Schimmerlos. In einer Szene versucht der prollige Großunternehmer Haffenloher (gespielt von Mario Adorf) Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz) zu bestechen (siehe Youtube-Video). Ob das tatsächlich vorkomme? Graeter winkt amüsiert ab: „Da hat der Dietl übertrieben“ und außerdem wäre er „nur für 40 Millionen käuflich“. Dann würde er freilich den Beruf auch aufgeben.
So glamourös wie im Film sei sein Berufsleben nicht, früher sei’s zudem „juristisch leichter“ gewesen, erzählt Graeter und erwähnt das Caroline-Urteil. An den Gastgeber Christian Pfaffinger, Vorsitzender der Fachgruppe Junge, richtete Graeter einen Wunsch: „Beim nächsten Mal bitte Kir Royal“. In der Uni musste der Gesellschaftsreporter sich mit Selters aus dem Plastikbecher begnügen.