Ausgabe 3 / 2012
Eigene Medien machen
Die andere Lokalzeitung im Netz
Kolleginnen und Kollegen, die ihr eigenes Ding machen. Wir stellen Ihnen ganz unterschiedliche Modelle vor, die uns in letzter Zeit aufgefallen sind. Es sind Beispiele, die mitunter Mut machen, die weitere Inspirationen für eigene Projekte liefern können; es sind aber auch Beispiele, die den Journalismus weiterbringen können und die wieder Lust auf unser Metier machen.
Im April konnte das Lokalblog Tegernseer Stimme (www.tegernseerstimme.de) seinen zweiten Geburtstag feiern. Täglich veröffentlichen dort zehn freie Mitarbeiter vier bis sechs Artikel, die von bis zu 2000 Nutzern gelesen werden, am Anfang waren es noch 200 täglich. Zweieinhalb feste Stellen habe er mit seinem Angebot geschaffen, berichtet Gründer Peter Posztos. Entstanden sei das Projekt aus Unzufriedenheit über die lokale Berichterstattung durch die Tegernseer Zeitung, einer Landkreisausgabe des Münchner Merkur. „Kann man das nicht besser machen?“, habe sich der in Gmund lebende Betriebswirt gefragt. Mit seinem Blog sorge er für eine „zweite Stimme“ in der Lokalberichterstattung für die rund 20.000 Einwohner im Tegernseer Tal. Die zweite Stimme findet auch bei Werbetreibenden zunehmend Gehör: „Wir sind gerade auf dem Sprung, profitabel zu werden“, sagt der 33-jährige Posztos. Im Mai 2011 begann man mit der Vermarktung des Blogs und setzte dabei konsequent auf lokale und langfristige Werbepartner, die auch auf der Website eingebunden werden. Mittlerweile seien es 20 längerfristige Partner. Vorerst auf Eis gelegt sei allerdings das mehrmals erschienene kostenlose Printmagazin: „Wir müssen die Gefahr des Verzettelns umgehen und konzentrieren uns jetzt auf online“, erklärt Posztos. Seine Journalisten, die für ihre Artikel je nach Länge 40 bis 80 Euro verdienen, müssen allerdings auch Akquise betreiben, wobei Posztos relativiert: „Sie beraten eher, als dass sie Anzeigen verkaufen.“
Autor: Thomas Mrazek